Die Kolumne auf volkerpesch.de
Heidi Klum und Tom Kaulitz haben auf der Sonneninsel Capri geheiratet. Anfang August hatten sie endlich ein Foto für uns. Auf Instagram. Zu sehen ist darauf, wie sich das frischvermählte Paar küsst, unter Blumengirlanden, die ein wenig an die Wimpelspinnen ostdeutscher Autohäuser erinnern. Sie im opulenten Kleid mit schleierbedecktem Haupt und freien Schultern, er im weißen Anzug. Hunderttausende Likes und zahllose Kommentare hat das dem Jubelpaar eingebracht, und das binnen weniger Minuten.
Sie fragen sich, was das mit Natur und Jagd zu tun hat? Das will ich Ihnen gerne sagen: nichts! Rein gar nichts! Heidi Klum (46) war Model, bevor sie bei ProSieben Fernsehkarriere gemacht hat. Und Tom Kaulitz (29) schrumpst die Gitarre in der Teenie-Band Tokio Hotel. Mit Natur und Jagd haben beide meines Wissens nichts am Hut. Allenfalls die Haarpracht des Bräutigams könnte als „naturbelassen“ durchgehen (kennen Sie Fredda die Berghutze? Nicht? Dann lesen Sie unbedingt Walter Moers’ Käpt’n Blaubär!). Und eine Kommentatorin bei Instagram bezeichnete das Hochzeitskleid als „Kartoffelsack“, hier ließe sich also mit etwas Phantasie ein landwirtschaftlicher Bezug herstellen.
Nun, de gustibus non est disputandum, das läge mir auch fern. Ich will auf einen anderen Punkt hinaus. Falls Sie bis jetzt geglaubt haben, die Hochzeit zweier IIIb-Promis werde nur in Bravo und Frau im Spiegel breitgetreten, dann haben Sie sich geirrt! Auch seriöse Zeitungen und Magazine, Onlinedienste, Fernsehsender und natürlich die Sozialen Medien überboten einander mit Berichten, Kommentaren, Fotos und mehr oder weniger wilden Spekulationen. Wo auch immer ich rund um den Hochzeitstermin nach Naturthemen suchte, fand ich nur – Heidi und Tom. Ist das nicht deprimierend?
Aber schließlich wurde noch ein Nachspiel berichtet. Das frischvermählte Paar soll in der berühmten Blauen Grotte gebadet haben, was natürlich streng verboten und bußgeldbewehrt ist. Wenn es denn stimmt, was angesichts des alltäglichen Gedränges vor und in der Grotte eher unwahrscheinlich ist, werden sie das Geld verschmerzen. Mir hilft es, am Ende dieser Kolumne doch noch die Kurve zur Natur zu kriegen. Denn die Blaue Grotte ist ein Naturmonument erster Güte. Wenn darin jetzt nicht mehr nur singende Grottenbootsführer herumschippern, sondern auch noch deutsche Traumpaare baden gehen, wird es dem einst mystischen Ort endgültig den Garaus machen.
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