„Greenwash, Inc.“ von Karl Wolfgang Flender ist ein durchaus aktueller Roman: Thomas, der Protagonist, arbeitet für eine international agierende PR-Agentur, die Unternehmen ein grünes Image verpasst. Und zwar gerade dann, wenn sie Regenwälder abholzen, hochgiftigen Computerschrott verschiffen oder den Tod von indischen Kinderarbeitern billigend in Kauf nehmen. Thomas inszeniert Hope Stories von ökologischer Nachhaltigkeit in einer Welt ohne Anlass zur Hoffnung auf einen tatsächlichen Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen. Diese Welt ist zynisch, absolut moralfrei und von kalter Effizienz. So weit, so zeitkritisch.

Allerdings bedient der Autor ziemlich viele Klischees, und das ohne Ironie oder Augenzwinkern. Die Charaktere sind teilweise überzeichnet und entwickeln sich nicht, der fiese Agenturchef bleibt fies und die mit Psychopharmaka zugedröhnten Mitarbeiter dröhnen sich zu, von Anfang bis Ende. Außerdem muss sich der geneigte Leser auf lange Dialoge über Rennradmarken oder Mixgetränke einlassen. Man kennt diese Stilmittel seit Bret Easton Ellis’ berühmtem Roman „American Psycho“, und wahrscheinlich werden sie heute an der Uni Hildesheim gelehrt, wo Flender „Literarisches Schreiben“ studiert hat. Wer so etwas mag, sollte „Greenwash, Inc.“ ruhig lesen.

Karl Wolfgang Flender: Greenwash, Inc., DuMont Buchverlag 2015, 392 Seiten, gebunden 19,99 Euro, Taschenbuch 11,00 Euro

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