Texter | Journalist | Schriftsteller

Monat: Mai 2022

Abendflüge

Abendflüge

Mit „H wie Habicht“ hat Helen Macdonald 2014 einen vielfach ausgezeichneten autobiografischen Roman und Bestseller geschrieben. Angesichts der Thematik war das mehr als überraschend: Zur Bewältigung der Trauer über den plötzlichen Tod des Vaters erwirbt die Autorin ein Habichtsweibchen und richtet es für die Beizjagd ab. Detailliert beschreibt sie Erfolge und Rückschläge sowie die zunehmende Bindung zwischen Beizvogel und Falknerin. Aus der Passion wird allerdings zunehmend Obsession, mit erheblichen Folgeproblemen. Bereits 2006 hatte sie ein lesenswertes Buch über Falken geschrieben, die „Biografie eines Räubers“, das hierzulande aber erst nach dem Erfolg des Habichts-Buches auf den Markt kam.

Jetzt hat die britische Autorin einen Band mit Essays vorgelegt, in denen es um Nester, Wolkenkratzer oder Winterwälder geht, auch um Schwäne, Gewitter oder Beeren. Viele davon sind zuerst in Magazinen wie dem New York Times Magazine oder in Sammelbänden erschienen. Es sind insgesamt 41 Prosastücke, selten länger als 5 oder 8 Seiten, kurze Geschichten, Gedanken und Reflexionen, die sich nur schwer einem literarischen Genre zuordnen lassen. Am ehesten ist es wohl New Nature Writing

Helen Macdonald sagt über sich selbst, ihr Thema als Schriftstellerin sei die Liebe, und zwar „in allererster Linie die Liebe zur schillernden Welt des nichtmenschlichen Lebens um uns herum.“ Diese Liebe erkennt die Eigenständigkeit von Natur an und hinterfragt die menschlichen Zuschreibungen und Annahmen. Damit schafft sie auch die Möglichkeit, Verschiedenheiten zu erfahren und sich an der Komplexität der Natur zu erfreuen, ohne sie sich Untertan zu machen. Zuletzt geht es um die Rolle des Menschen auf unserem Planeten. Die Essays kommen aber so leicht und spielerisch daher, dass es an keine Stelle pathetisch wird. 

Helen Macdonald, Abendflüge, Hanser Verlag 2021, 352 Seiten gebunden, 24,00 Euro

Marike und Julius im Wald

Marike und Julius

Viele Kinderbücher handeln von Natur und Umwelt, zeigen das Leben auf dem Bauernhof oder im Wald. Meist werden Pflanzen und Tiere darin vermenschlicht. In den Fußstapfen von Balu, Bambi und Biene Maja sagen sich Fuchs und Hase Gute Nacht, während Baum-Mama schützend ihre Äste über Baum-Kind ausbreitet und Baum-Papa leise ein Gutenachtlied raschelt. Manch ein späterer Bestsellerautor ist durch diese Schule gegangen und zehrt noch heute davon. 

Guido Höner, im Hauptberuf Chefredakteur der Zeitschrift top agrar, ganz offensichtlich nicht. Denn Marike und Julius erleben den Wald und die moderne Forstwirtschaft als Menschenkinder. Die beiden machen Ferien im Forsthaus, wo Marder und Eule nachts gruselige Geräusche machen und die Rehe schrecken. Förster Alex und andere Erwachsene zeigen und erklären ihnen alles. Mit dem Land Rover fahren sie durchs Revier, vermessen Holzpolter, zählen Jahresringe, unterscheiden Baumarten. Sie lernen viel über die Funktionen des Waldes, über Pflanzen und Tiere, über nachhaltige Forstwirtschaft und die Verwendung von Holz. Und sie schauen Förstern, Forstwirten und Sägewerkern bei der Arbeit zu. 

Der Verlag bezeichnet das Buch als „erzählendes Sachbuch“ für Kinder ab 7 Jahren. Das trifft es recht genau. Die detailreichen Illustrationen sind ebenso realistisch wie der Text sachlich und nüchtern ist, es gibt zusätzliche Infokästen und ein Quiz zur Überprüfung des Gelernten. Allerdings zeichnet das Buch eine ziemlich heile Welt: Es gibt keine Zweifel oder Kritik an der modernen Forstwirtschaft, da wird ganz korrekt gegendert, alle sind jung, unheimlich engagiert und überaus freundlich zueinander, selbst der Harvester fährt über die Zweige gefällter Bäume, um den Boden zu schonen. Nur Borkenkäfer und Rehe stören die Idylle, weswegen neben den FörsterInnen auch JägerInnen dafür sorgen, dass Wald und Wild zusammenpassen. 

Guido Höner und Noemi Bengsch: Marike und Julius – Entdecke mit uns den Wald Jahr, LV.Buch Verlag 2021, 120 Seiten gebunden, 16,00 Euro

Der Holzweg

Der Holzweg

Stürme, Trockenheit und Käfer haben den deutschen Wäldern in den letzten Jahren stark zugesetzt. Besonders betroffen sind Fichten und Kiefern, aber auch Eichen und Buchen geht es vielerorts nicht gut. Der forstwirtschaftliche Schaden ist immens, und die Funktionen der Wälder für die Allgemeinheit (als Lebensräume, Luftreiniger, Wasserspeicher und Naherholungsorte) sind massiv beeinträchtigt. In öffentlichen Verlautbarungen von Politik und Verbänden ist der Ruf nach einem klimastabilen Mischwald längst Common Sense.  

Aber die Ursachen liegen nicht nur im Klimawandel. Vielmehr sind die Probleme unserer Wälder auch hausgemacht. 200 Jahre Orientierung an den Erfolgsbilanzen der Forstbetriebe, so der Tenor aller Beiträge eines neu erschienenen Sammelbands, haben erst die Voraussetzungen für Windwurf, Wassermangel und Schädlingsfraß geschaffen. Und nicht nur in diesem Punkt sind sich alle 36 Autorinnen und Autoren einig, sondern auch in einer Grundüberzeugung: Wenigstens die öffentlichen Wälder, also die Bundes- und Landesforste und Forste in kommunaler Hand, sollten zuerst und vor allem dem Gemeinwohl dienen und nicht der Gewinnmaximierung. 

Die fachlich ausgewiesenen Forstleute und Wissenschaftler verstehen ihr Buch explizit als „Kampfansage“ an verfehlte Forstpraktiken, als Weckruf an die Zivilgesellschaft und als dringenden Appell an die Politik, eine ökologische Waldwende „vom Försterwald zum Bürgerwald“ einzuleiten. Aber darin steckt auch ein Manko des Buches: Andere Stimmen kommen nicht zu Wort. Die Argumente derjenigen, deren Tun hier so scharf kritisiert wird, werden nicht sachlich diskutiert, sondern ignoriert oder kurzerhand zu „Mythen“ und „Märchen“ erklärt. Ohne diese holzschnittartige und stellenweise unsachlich Polemik wäre das an sich interessante Buch noch lesenswerter.

Hans D. Knapp, Siegfried Klaus, Lutz Fähser (Hrsg.): Der Holzweg. Wald im Widerstreit der Interessen, erschienen 2021 im oekom-Verlag, 480 Seiten, Broschur, 39,00 Euro

Die verlorenen Zaubersprüche

Die verlorenen Zaubersprüche

Robert Macfarlane gilt als einer der Wegbereiter des New Nature Writing. Im deutschen Sprachraum wurde er bekannt mit seinem Buch „Karte der Wildnis“ (erschienen 2015, im Original 2007; Rezension siehe hier). Darin hatte er sich auf die Suche nach den letzten unberührten Flecken Natur gemacht und seine Funde in einfühlsamer und klangvoller Sprache beschrieben. Seitdem sind Titel wie „Alte Wege“, „Im Unterland“ oder „Berge im Kopf“ hinzugekommen, die Macfarlane zu einem modernen Klassiker dieses Genres machen.

Jetzt hat er ein Buch mit „verlorenen Zaubersprüchen“ geschrieben. Dabei ist der Titel etwas irreführend: Es sind darunter nicht wirklich Zaubersprüche versammelt, jedenfalls nicht, wenn man dabei an Harry Potter denkt. Es sind eher Beschwörungsformeln, gedichtartige und bildreiche kleine Geschichten oder Beschreibungen von Pflanzen und Tieren. Oder auch Sprüche, Lieder, Psalmen, Zungenbrecher. Man solle sie, so wird im Vorwort empfohlen, laut vor sich hin sprechen oder singen – um den Verlusten an Lebewesen, Orten und Wörtern unserer Epoche entgegenzuwirken.

Besonders zu würdigen ist die Arbeit der Übersetzerin Daniela Seel. Literarisches Übersetzen ist immer eine schwierige Tätigkeit, und das Übersetzen von Lyrik ganz hohe Kunst. Die „verlorenen Zaubersprüchen“ bergen aber noch eine besondere Komplikation: Die einzelnen Verse beginnen nämlich mit den Einzelbuchstaben der beschworenen Tiere oder Pflanzen, also Verse zur Eiche beispielsweise mit den Buchstaben E, I, C, H und E. Hier deutsche Entsprechungen zum englischen Original gefunden zu haben, dürfte selbst schon an Zauberei grenzen.

Ob man sich mit diesem Buch in den Wald setzt oder es doch lieber auf dem stillen Örtchen liest, ist einerlei. Für letzteres ist es allerdings zu schade: Wie alle Bücher in der Reihe „Naturkunden“ ist es sehr hochwertig ausgestattet, und die wunderbaren Illustrationen von Jackie Morris machen es zur bibliophilen Kostbarkeit.

Robert Macfarlane und Jackie Morris: Die verlorenen Zaubersprüche, Verlag Matthes & Seitz 2021, 120 Seiten gebunden, 22,00 Euro

Wie wir jagen wollen

Wie wir jagen wollen

Umfragen des DJV zufolge begründen Jungjägerinnen und Jungjäger ihre Motivation zu jagen regelmäßig so: Naturverbundenheit, aktiver Naturschutz und Freude an der Jagd werden gern an erster Stelle genannt, gefolgt von Wildbretgewinnung, Familientradition und Hundeausbildung. Das reine, instinktbasierte Beutemachen oder die Freude an starken Trophäen werden dagegen verschwiegen oder allenfalls nachrangig erwähnt. Offensichtlich wird darin heute keine Legitimation der Jagd gesehen. Aber gibt es die überhaupt noch, im 21. Jahrhundert? 

Diese Frage beschäftigt den Theologen und Philosophen Markus Moling. Die Wildtier- und Jagdethik ist einer der Forschungsschwerpunkte des Professors an der Philosophisch Theologischen Hochschule in Brixen, Südtirol. Er hat dazu bereits verschiedentlich Aufsätze und Beiträge zu Sammelbänden publiziert, nun hat er seine Überlegungen zu einer philosophisch begründeten Jagdethik auch in Buchform vorgelegt. Dass der Autor selbst nicht jagt (wohl aber ein begeisterter Hobby-Ornithologe und Wildbeobachter ist), befreit seine Arbeit vom Verdacht der Selbst-Legitimierung.

Moling bettet die Jagdethik in die zeitgenössische Umweltethik ein. Er diskutiert deren verschiedene Ansätze, darunter auch solche, die dem Menschen völlig freie Hand im Umgang mit der Schöpfung lassen („starker Anthropozentrismus“) oder die – am anderen Ende des Spektrums – das Töten von Tieren rigoros ablehnen („Pathozentrismus“). Aus dieser Diskussion entwickelt er die Position eines „moderaten Anthropozentrismus“ als Basis der Jagdethik. Demnach ist die Jagd ethisch zu begründen, wenn sie verantwortungsvoll, respektvoll, nachhaltig und weidgerecht betrieben wird. Das Buch ist alles andere als leichte Nachtlektüre, aber ein wichtiger Beitrag zum (Selbst-)Verständnis der Jägerschaft.

Markus Moling: Wie wir jagen wollen. Ethische Überlegungen im Umgang mit Wildtieren, Athesia Verlag Bozen 2021, Taschenbuch, 175 Seiten, 20,00 Euro

Jäger-Knigge

Der kleine Jäger-Knigge

Christian Teppe dürfte vielen bekannt sein. Neben Benedikt Schwenen, dem Chefredakteur des „Niedersächsischen Jäger“, gibt er den jagderklärenden Rechtsanwalt im Podcast „Mit Teppe und Schwenen op Jagd“, der mittlerweile auch als Videoserie bei YouTube zu finden ist. Die meisten Folgen sind durchaus kurzweilig, etwa wenn die beiden gemeinsam auf Enten oder Nutria gehen, einen Büchsenmacher besuchen oder das eigene Revier durchdrücken – wobei die Rollenverteilung den drahtigen Macher Schwenen ins Unterholz zwingt und den gewieften Rechtsanwalt auf den Stand lässt. Vertauschte Rollen wären manchmal unterhaltsamer. 

Weniger bekannt dürfte sein, dass Christian Teppe auch die Neuausgaben des „Krebs“ bearbeitet, eines der Standardwerke zur Vorbereitung auf die Jägerprüfung. Und für alle, die das grüne Abitur bestanden haben, hat er jetzt den „kleinen Jägerknigge“ geschrieben. Darin geht es in erster Linie um die ungeschrieben Regeln und Gesetze des Jagdlebens. Die wichtigsten geschriebenen sollten nach bestandener Prüfung bekannt sein und werden im Buch nur kurz thematisiert. Es geht, mit anderen Worten, um das richtige und angemessene Verhalten: auf der Jagd, unter Jägerinnen und Jägern, im Revier, bei Wildunfällen, auf Gesellschaftsjagden, auf Jagdreisen. 

Angesichts der Weite des Themas und der Kürze des Buches ist wenig verwunderlich, dass die einzelnen Aspekte wirklich nur in Grundzügen abgehandelt werden. Zumal auch noch eine Reihe kurzer, augenzwinkernder Erzählungen aufgenommen wurde, die typisches jagdliches Fehlverhalten darstellen, und die wichtigsten Begriffe der Weidmannssprache erläutert werden. Illustrationen von Marcus Inzinger lockern das Buch optisch auf und machen es zu einem netten Geschenk zur bestandenen Prüfung.

Christian Teppe: Der kleine Jägerknigge. Die wichtigsten Grundlagen für die ersten Schritte nach der Jagdausbildung, Gräfe und Unzer (BLV) 2021, 144 Seiten gebunden, 19,99 Euro

Ha-Ha-Halali

Ha-Ha-Halali

Die Karikatur darf fast alles. Sie darf humorvoll sein und bissig, satirisch und ironisch, bitterböse und heiter beschwingt. Sie darf uns mit ungeliebten Wahrheiten konfrontieren und Spiegel vorhalten, Klischees und Stereotype bedienen, darf sticheln und dabei durchaus auch ein wenig schmerzen – nur respektlos, verletzend oder ehrabschneidend darf sie nie sein. Karikatur ist eine hohe Kunst.

Der Arzt für Allgemeinmedizin Dr. Jörg Mangold beherrscht diese Kunst wie nur wenige. Als Tier- und Landschaftsmaler, Illustrator und Autor, Moderator und Referent wurde er vielfach geehrt und ausgezeichnet, unter anderem mit dem Kulturpreis des Deutschen Jagdschutzverbandes, dem Franz von Kobell-Preis des Landesjagdverbandes Bayern und dem Ortega-Preis für Jagdkultur. 

Seine Karikaturen für die österreichische Jagdzeitschrift DER ANBLICK sind als „Der Mangold“ weithin bekannt geworden. Mehr als 140 davon hat er jetzt in einem Buch versammelt und nach den 4 Jahreszeiten geordnet. Wer „den Mangold“ nicht kennt: Jede Karikatur besteht aus einer colorierten Zeichnung und einem zweizeiligen Reim. Zum Beispiel „Hundstage“: Die Zeichnung zeigt einen Jäger mit Sonnenschirm und kaltem Fußbad, der Bock und Ricke im Weizenfeld beobachtet; sein Hund streckt rücklings alle Viere von sich. Der zugehörige Reim lautet: „Der Bock treibt sie mit viel Gefühl. Er mag es heiß, der Jäger kühl.“

Zwar kommen die Tiere meist besser weg als die Menschen. Anmutig und schlau führen sie die wohlstandsverwöhnten und eher einfältigen Jäger an der Nase herum, oder sie zeigen selbst menschlich-allzumenschliche Verhaltensweisen. Aber Tier und Mensch begegnen sich immer auf Augenhöhe. Mangold zeichnet die Jäger nicht als lächerliche Witzfiguren, sondern als liebenswerte Menschenwesen mit kleineren Schwächen, Eigenheiten und Fehlern. Seine Karikaturen sind, so sagt es der Autor selbst, „eine versteckte Liebeserklärung an die Jagd, das Wild und seine Jäger.“

Jörg Mangold, Ha-Ha-Halali, Nordwest Media 2021, 168 Seiten gebunden, 19,90 Euro

Von Aalstrichen und Abwurfstangen

Von Aalstrichen

Ungezählt sind die Witze über unsere Jägersprache, und immer wieder machen sich Nicht-Jäger lustig über Begriffe wie „Losung“ oder „Schüsseltreiben“. Dabei ist es eine hoch differenzierte Fachsprache, wie die Sprache der Seeleute („Backstage fieren“) oder Bergleute („auf dem Arschleder einfahren“), von Medizinern und Juristen gar nicht zu reden. Witzeleien darüber zeugen daher meist nur von Unwissen oder Unverständnis. Aber manchmal wird auch auf hohem Niveau gestichelt, unvergessen ist etwa Loriot als Hobbyjäger Klaus-Günther Bröse (mit Evelyn Hamann 1987 in der Episode „Wenn der Bock die Ricke treibt“), und auch „Halali oder der Schuss ins Brötchen“ traf 1994 die Jägerschaft aufs Blatt, zumindest sprachlich.

Das hier vorzustellende Buch von Benedikt Kobel gehört eindeutig in diese Kategorie. Seine humoristischen Zeichnungen und „Definitionen“ zu einzelnen Begriffen der Jägersprache sind in keiner Weise verächtlich und lassen auch passionierte Jägerinnen und Jäger schmunzeln. Der Kammersänger und ehemalige Solo-Tenor der Wiener Staatsoper hat gezeichnet und geschrieben, was ihm an Gedanken und Assoziationen zu Begriffen wie „Himmelszeichen“ oder „Wildfolge“ in den Sinn kam. „Geradeaus gedacht“ überschreibt er seine ebenso einfallsreichen wie kurzweiligen Texte. 

Der Malbaum beispielsweise ist in seiner Interpretation „eine einzigartige Möglichkeit für die Tiere des Waldes, ihre kreativen Schöpfungen gesammelt einem größeren Publikum zugänglich zu machen.“ Die zugehörige Zeichnung zeigt einen Baum, an dem gerahmte Bilder hängen und unter dem die tierischen Künstler mit ihren Malutensilien stehen. Aber Kobel lässt seine LeserInnen nicht in Unkenntnis, sondern liefert immer auch die korrekte jägersprachliche Bedeutung mit. 

Benedikt Kobel: Von Aalstrichen & Abwurfstangen. Jägersprache – neu interpretiert, Franckh-Kosmos Verlag 2021, 112 Seiten gebunden, 16,00 Euro

Ein Leben für die Jagd

Ein Leben für die Jagd

Die bibliographischen Angaben zu diesem Autor am Ende des Buches füllen eng gedruckt drei Seiten. Nur wenige zeitgenössische Autoren können auf ein derart umfangreiches Werk blicken wie Gert Harling, unter den Jagdschriftstellern dürfte es kaum eine Handvoll sein. Kein Wunder, denn der ehemalige Schriftleiter der Wild und Hund und heutige Schriftsteller, jagdliche Berater und Jagdreise-Begleiter versteht es, die Jagd in ebenso einfühlsame wie oft auch pointierte oder kritische Worte zu fassen. Und nach 66 Jagdjahren unterwegs auf der ganzen Welt hat er immer noch viel zu erzählen.

Auf den ersten Blick wirkt sein neues Buch ein wenig wie die Restesammlung zur 2017 erschienenen Autobiographie „Jagen gegen den Wind“ und zu „Harlings Jagd(b)revier“ von 2018 (beide wurde an dieser Stelle rezensiert). Der Autor selbst weist denn auch im Vorwort darauf hin, dass er in seinen älteren Büchern viele Erlebnisse und Abenteuer zu erzählen vergessen habe, und er erinnert an Heinrich Spoerls Buch „Heiteres aus der Schublade“. Der Arbeitstitel zum Buch lautete denn auch „Jagdliches aus der Schublade“. Insofern ist der Verdacht wohl nicht ganz unbegründet.

Wer mit der Lektüre beginnt, wird aber schnell eintauchen in die durchaus unterhaltsame Sammlung von Geschichten, Reflexionen und Anekdoten. Die werden auch nicht als ungeordnetes Sammelsurium dargeboten, sondern gut sortiert nach Themen und Lebensphasen. Die Beiträge über die jagdlichen Anfänge in der Jugend kommen naturgemäß ein wenig nostalgisch daher („Zeit, die nie wiederkommt“), andere sind einfach gute Unterhaltung („Jagd auf den Geisterbock“), vieles lässt einen schmunzeln („Der Schmuggler mit dem Geigenkasten“) und manches nachdenklich werden („Entwicklungshilfe – Afrika tickt anders“). Aber alle sind gut geschrieben und lesenswert. 

Gert G. von Harling: Ein Leben für die Jagd. 66 Jahre gelebte Jagdpassion, BLV 2021, 224 Seiten gebunden, 22,00 Euro

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