Stürme, Trockenheit und Käfer haben den deutschen Wäldern in den letzten Jahren stark zugesetzt. Besonders betroffen sind Fichten und Kiefern, aber auch Eichen und Buchen geht es vielerorts nicht gut. Der forstwirtschaftliche Schaden ist immens, und die Funktionen der Wälder für die Allgemeinheit (als Lebensräume, Luftreiniger, Wasserspeicher und Naherholungsorte) sind massiv beeinträchtigt. In öffentlichen Verlautbarungen von Politik und Verbänden ist der Ruf nach einem klimastabilen Mischwald längst Common Sense.
Aber die Ursachen liegen nicht nur im Klimawandel. Vielmehr sind die Probleme unserer Wälder auch hausgemacht. 200 Jahre Orientierung an den Erfolgsbilanzen der Forstbetriebe, so der Tenor aller Beiträge eines neu erschienenen Sammelbands, haben erst die Voraussetzungen für Windwurf, Wassermangel und Schädlingsfraß geschaffen. Und nicht nur in diesem Punkt sind sich alle 36 Autorinnen und Autoren einig, sondern auch in einer Grundüberzeugung: Wenigstens die öffentlichen Wälder, also die Bundes- und Landesforste und Forste in kommunaler Hand, sollten zuerst und vor allem dem Gemeinwohl dienen und nicht der Gewinnmaximierung.
Die fachlich ausgewiesenen Forstleute und Wissenschaftler verstehen ihr Buch explizit als „Kampfansage“ an verfehlte Forstpraktiken, als Weckruf an die Zivilgesellschaft und als dringenden Appell an die Politik, eine ökologische Waldwende „vom Försterwald zum Bürgerwald“ einzuleiten. Aber darin steckt auch ein Manko des Buches: Andere Stimmen kommen nicht zu Wort. Die Argumente derjenigen, deren Tun hier so scharf kritisiert wird, werden nicht sachlich diskutiert, sondern ignoriert oder kurzerhand zu „Mythen“ und „Märchen“ erklärt. Ohne diese holzschnittartige und stellenweise unsachlich Polemik wäre das an sich interessante Buch noch lesenswerter.
Hans D. Knapp, Siegfried Klaus, Lutz Fähser (Hrsg.): Der Holzweg. Wald im Widerstreit der Interessen, erschienen 2021 im oekom-Verlag, 480 Seiten, Broschur, 39,00 Euro
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