Texter | Journalist | Schriftsteller

Monat: August 2024

Sensible Spezialisten

Mit tausenden Arten bilden Schmetterlinge nach den Käfern die zweitgrößte Ordnung der Insekten. Bunte Tagfalter machen dabei nur einen kleinen Teil aus, die große Mehrheit der Arten ist eher unscheinbar und nachtaktiv. Aber alle stellen besondere Anforderungen an ihre Habitate, wie Halali-Autor Dr. Volker Pesch beschreibt.

Anfang der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts machte eine These von Edward Lorenz Schlagzeilen: Der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien kann in Texas einen Orkan auslösen! In komplexen Systemen wie dem Wetter, das wollte der Meteorologe damit sagen, können schon kleinste Veränderungen eine Vorhersage der weiteren Entwicklung unmöglich machen. 

Unter dem Begriff „Schmetterlingseffekt“ hat diese Erkenntnis Aufnahme ins Handbuch des populären Halbwissens gefunden. Er wird heute gern für die ebenso allgemeine wie triviale Erkenntnis genutzt, dass kleine Ursachen mitunter nicht kontrollierbare Wirkungen haben können. Das hat zwar mit Lorenz‘ ursprünglicher These wenig zu tun, ist aber ein starkes Bild.

Und ein gut gewähltes dazu. Denn Schmetterlinge sind der Inbegriff natürlicher Schönheit, Zartheit und Verletzbarkeit. Die Behauptung, ein Flügelschlag von Admiral, Zitronenfalter oder Kohlweißling könne einen todbringenden Sturm bewirken, ist nachgerade empörend. Weil es mit diesem Widerspruch spielt, bleibt das Bild so gut im Gedächtnis.

[…]

Lesen Sie den gesamten Beitrag in HALALI Nr. 3/2021

Die falschen Feuer von Thiessow

Eine Erzählung von Volker Pesch

Google Maps Rügen

in: Karin Braun und Gabriele Haefs (Hrsg.), Piratengeflüster, Hamburg 2022, S. 333-347

Seit er denken konnte, hatte er dem Vater geholfen. Hatte winters Netze geknüpft, für die alte Reuse in der Wiek und den kleinen Heuer, mit dem sie auf dem Rügischen Bodden fischten, solange kein Eis war oder schwerer Sturm. Hatte mit ihm Planken über Wasserdampf gebogen und die rotbraunen Segel geloht mit der stinkenden Brühe aus Eichenrinde, Leinöl und Wurzelteer. Immer und immer wieder, Jahr um Jahr, bis das Baumwolltuch brüchig war und sich neues gefunden hatte, als günstiger Kauf oder angespült am Oststrand. Hatte mit der Ahle und gewachstem Garn Pützeimer und Persenninge aus den alten Fetzen genäht, und im flackernden Licht der Kerzen Leinen gespleißt als Festmacher, Schoten und Falle. Alles, was er konnte, hatte Krischan Kaldevitz vom Vater gelernt, hier in dem windschiefen Holzschuppen hoch über der See.

Aber heute war etwas anders als sonst … (Lesen Sie hier die ganze Erzählung).

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