Ungezählt sind die Witze über unsere Jägersprache, und immer wieder machen sich Nicht-Jäger lustig über Begriffe wie „Losung“ oder „Schüsseltreiben“. Dabei ist es eine hoch differenzierte Fachsprache, wie die Sprache der Seeleute („Backstage fieren“) oder Bergleute („auf dem Arschleder einfahren“), von Medizinern und Juristen gar nicht zu reden. Witzeleien darüber zeugen daher meist nur von Unwissen oder Unverständnis. Aber manchmal wird auch auf hohem Niveau gestichelt, unvergessen ist etwa Loriot als Hobbyjäger Klaus-Günther Bröse (mit Evelyn Hamann 1987 in der Episode „Wenn der Bock die Ricke treibt“), und auch „Halali oder der Schuss ins Brötchen“ traf 1994 die Jägerschaft aufs Blatt, zumindest sprachlich.
Das hier vorzustellende Buch von Benedikt Kobel gehört eindeutig in diese Kategorie. Seine humoristischen Zeichnungen und „Definitionen“ zu einzelnen Begriffen der Jägersprache sind in keiner Weise verächtlich und lassen auch passionierte Jägerinnen und Jäger schmunzeln. Der Kammersänger und ehemalige Solo-Tenor der Wiener Staatsoper hat gezeichnet und geschrieben, was ihm an Gedanken und Assoziationen zu Begriffen wie „Himmelszeichen“ oder „Wildfolge“ in den Sinn kam. „Geradeaus gedacht“ überschreibt er seine ebenso einfallsreichen wie kurzweiligen Texte.
Der Malbaum beispielsweise ist in seiner Interpretation „eine einzigartige Möglichkeit für die Tiere des Waldes, ihre kreativen Schöpfungen gesammelt einem größeren Publikum zugänglich zu machen.“ Die zugehörige Zeichnung zeigt einen Baum, an dem gerahmte Bilder hängen und unter dem die tierischen Künstler mit ihren Malutensilien stehen. Aber Kobel lässt seine LeserInnen nicht in Unkenntnis, sondern liefert immer auch die korrekte jägersprachliche Bedeutung mit.
Benedikt Kobel: Von Aalstrichen & Abwurfstangen. Jägersprache – neu interpretiert, Franckh-Kosmos Verlag 2021, 112 Seiten gebunden, 16,00 Euro
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