Viele Kinderbücher handeln von Natur und Umwelt, zeigen das Leben auf dem Bauernhof oder im Wald. Meist werden Pflanzen und Tiere darin vermenschlicht. In den Fußstapfen von Balu, Bambi und Biene Maja sagen sich Fuchs und Hase Gute Nacht, während Baum-Mama schützend ihre Äste über Baum-Kind ausbreitet und Baum-Papa leise ein Gutenachtlied raschelt. Manch ein späterer Bestsellerautor ist durch diese Schule gegangen und zehrt noch heute davon.
Guido Höner, im Hauptberuf Chefredakteur der Zeitschrift top agrar, ganz offensichtlich nicht. Denn Marike und Julius erleben den Wald und die moderne Forstwirtschaft als Menschenkinder. Die beiden machen Ferien im Forsthaus, wo Marder und Eule nachts gruselige Geräusche machen und die Rehe schrecken. Förster Alex und andere Erwachsene zeigen und erklären ihnen alles. Mit dem Land Rover fahren sie durchs Revier, vermessen Holzpolter, zählen Jahresringe, unterscheiden Baumarten. Sie lernen viel über die Funktionen des Waldes, über Pflanzen und Tiere, über nachhaltige Forstwirtschaft und die Verwendung von Holz. Und sie schauen Förstern, Forstwirten und Sägewerkern bei der Arbeit zu.
Der Verlag bezeichnet das Buch als „erzählendes Sachbuch“ für Kinder ab 7 Jahren. Das trifft es recht genau. Die detailreichen Illustrationen sind ebenso realistisch wie der Text sachlich und nüchtern ist, es gibt zusätzliche Infokästen und ein Quiz zur Überprüfung des Gelernten. Allerdings zeichnet das Buch eine ziemlich heile Welt: Es gibt keine Zweifel oder Kritik an der modernen Forstwirtschaft, da wird ganz korrekt gegendert, alle sind jung, unheimlich engagiert und überaus freundlich zueinander, selbst der Harvester fährt über die Zweige gefällter Bäume, um den Boden zu schonen. Nur Borkenkäfer und Rehe stören die Idylle, weswegen neben den FörsterInnen auch JägerInnen dafür sorgen, dass Wald und Wild zusammenpassen.
Guido Höner und Noemi Bengsch: Marike und Julius – Entdecke mit uns den Wald Jahr, LV.Buch Verlag 2021, 120 Seiten gebunden, 16,00 Euro
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