Der 1942 in Sachsen geborene Wolf-Dieter Storl bezeichnet sich selbst als Kulturanthropologe und Ethnobotaniker. Mit 11 Jahren wanderten seine Eltern mit ihm in die USA aus, wo er später studierte und erste Lehraufträge erhielt. Die meiste Zeit, so schreibt er selbst auf seiner Internetseite www.storl.de, verbrachte er allerdings in der Waldwildnis. Heute lebt er mit seiner Familie auf einem Einödhof im Allgäu – und schreibt und schreibt und schreibt. Aktuell weist der Shop seiner Internetseite nicht weniger als 33 Buchtitel aus, in denen es beispielsweise um Zauberpflanzen, schamanische Rituale oder Naturmedizin geht. Manche davon sind echte Bestseller.

Auch sein neues Buch „Wir sind Geschöpfe des Waldes“ dürfte sich gut verkaufen. Immerhin ist es in einer Zeit erschienen, in der Menschen nicht nur im Wald spazieren gehen, sondern gleich darin baden (siehe dazu meine Kolumne zum Thema). Auf dem Titel sieht man den Autor wie er leibt und lebt: Ohne Weiteres könnte er in einem Mystery-Märchen nach Art von „Der Herr der Ringe“ den Zauberer geben. In der Rechten hält er den Zauberstab, in der Linken eine Abwurfstange vom Rotwild. Jagdrechtlich betrachtet zeigt das Bild also höchstwahrscheinlich den Autor beim Wildern, aber wahrscheinlich muss man es schamanisch betrachten.

Wie auch immer. Auf mehr als 350 Seiten misst Storl das Thema „Mensch und Wald“ aus, und zwar historisch und geografisch, botanisch und (wild)biologisch, mythologisch, anthropologisch und astrologisch. Da geht es beispielsweise um die Evolution der Waldlebewesen, das Weltbild von Steinzeitmenschen und indigenen Waldvölkern (Kelten u.a.), den Wald in Märchen und als Bindeglied zwischen Kosmos und Erde oder die Angst vor dem Wald als eine moderne Form des entfremdeten Bewusstseins. Es wird eine ungeheure Fülle an Wissen, Geschichten, Beschreibungen, Fakten und Daten vor den Leserinnen und Lesern ausgebreitet.

Genau das könnte auch das Problem des Buches sein. Ich schreibe hier ausnahmsweise mal in der ersten Person Singular: Ich habe das Buch mit Interesse und Staunen gelesen. Vieles darin würde ich „esoterisch“ nennen (auch wenn „Esoteriker“ diese Zuschreibung üblicherweise weit von sich weisen und auch Wolf-Dieter Storl sich vermutlich nicht in dieser Ecke sehen möchte). Wer da Berührungsängste hat, sollte nicht zu diesem Buch greifen! Ich persönlich habe damit aber ein anderes Problem: Es macht mich höchst skeptisch, wenn ein einzelner Autor sich als allwissend präsentiert und beherzt kreuz und quer durch Themen und Disziplinen streift. Zumal dann, wenn er mehrere Bücher pro Jahr vorlegt.

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