Die Kolumne auf volkerpesch.de

Die Internationale Krebsagentur der Weltgesundheitsorganisation hält den Verzehr des roten Muskelfleischs von Säugetieren für krebserregend. So ging die Meldung vor zwei oder drei Jahren in die Welt hinaus. Und so ploppt sie seitdem immer wieder mal auf, besonders häufig in den Medien missionarischer Vegetarier oder Veganer. Um die Fleischverächter an dieser Stelle gleich vor Bluthochdruck und dessen schlimmen Folgen zu bewahren, sage ich es in aller Deutlichkeit: Wer kein Fleisch essen möchte, warum auch immer, soll es meinethalben gerne lassen – chacun à son goût, sagt der Franzose, und die Französin dürfte ihm da beipflichten.

Die Warnung gilt besonders für Fleisch in verarbeiteter Form, weniger für Steak oder Braten. Es geht also um die Wurst! Und zu der haben ja gerade wir Deutsche eine besonders enge Beziehung. Unsere Wurst ist Distinktionsmerkmal (bayerische Weißwurst!) und Kulturerbe (rheinischer Flönz!). Über 1500 Sorten soll es hierzulande geben. Aber wo hört eigentlich Geschmacksrichtung auf und wo fängt Sorte an? Wer hat all die Würste probiert und gezählt? Und wieso lebt der noch?

Vermutlich deswegen, weil Zahlen trügerische Gesellen sind. Genau besehen ist die Einschätzung der WHO nämlich weit weniger dramatisch. Wer zu viel rotes, verarbeitetes Fleisch isst, so der Tenor, erhöht geringfügig das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. Darauf deuten erste statistische Korrelationen hin, wobei die Zusammenhänge noch nicht ganz erforscht sind. Ziemlich sicher ließe sich das gleiche auch für Tofuschnitzel und Falafeldöner nachweisen, statistisch, meine ich. Wer zu viel verarbeitetes Soja oder Produkte aus Kichererbsenmehl isst, lautete die Meldung dann, erhöht geringfügig das Risiko, an Krebs zu erkranken. 

Doch wie viel ist eigentlich zu viel? Als Freund der genussvollen Mäßigung empfehle ich an dieser Stelle, sicherheitshalber auf die bunte Grillfleischmischung vom Discounter und Bärchenwurst aus Wanne-Eickel zu verzichten. Essen Sie stattdessen lieber Obst, Gemüse und Nüsse! Aber legen Sie sich gelegentlich beherzt ein paar Medaillons aus der Damwildkeule auf den Grill, garen Sie den Rehrücken zartrosa und würzen Sie ihre grobe Bratwurst vom Schwarzwild nach Art einer lombardischen Salsiccia. Das ist gesund und macht glücklich.