Die Kolumne auf volkerpesch.de

Ich überlege ernsthaft, mich zum zertifizierten Waldbademeister ausbilden zu lassen. Handwerk hat goldenen Boden, heißt es schließlich, und der Meistertitel sicherte die Qualität meiner Arbeit. Sollte es demnächst für Schreiber wie mich keine Publikationsmöglichkeiten mehr geben, weil Peter Wohlleben bundesweit die Exklusivrechte an sämtlichen Naturthemen übertragen worden sind, hätte ich noch ein festes Standbein.

Besser wäre natürlich ein Waldbadediplom, immerhin hat das deutsche Diplom einen hervorragenden Ruf in der ganzen Welt. Wenn meine Lateinkenntnisse noch verlässlich sind, wäre das ein Dipl. nat. silv. (natare in silva). „Da hat man was in der Hand“, würde Evelyn Hamann sagen, und ich pflichte ihr da voll und ganz bei. 

Sie halten das für einen Scherz? Mit Verlaub, dann sind Sie aber schlecht informiert! Denn Waldbaden liegt voll im Trend. In Japan kennt man es schon lange als shinrin-yoku, und als forest therapy oder eben Waldbaden schwappt es seit ein paar Jahren mit dem Schwung der Erleuchtung auch in unsere Körper, Wälder und Therapieangebote über.

Wissenschaftler der Uni München haben übrigens herausgefunden, dass da im Wald wirklich was mit den Badenden passiert. Studien zufolge wirken das gedämpfte Licht, die Gerüche (Terpene!), das Rascheln von Laub und die sauerstoffreiche Luft beruhigend und ausgleichend, stärken die Abwehrkräfte und verbessern die Schlafqualität. Biochemisch gesehen steigt der Melatoninspiegel im Blut und sinkt der Kortisolspiegel. Ob und inwieweit Waldbaden auch der Krebsvorsorge dient, wird derzeit erforscht.

Leider habe ich noch keine passenden Studiengang gefunden. Die Deutsche Akademie für Waldbaden & Gesundheit beispielsweise bildet immerhin zum „Kursleiter für Waldbaden“ aus. Das klingt mir aber zu stark nach Volkshochschule. Da interessierte mich eher die Weiterbildung zum „Natur-Resilienz-Trainer“, schon des Fremdworts wegen. Vielleicht werde ich mich dort anmelden.

Nun werden Jägerinnen und Jäger möglicherweise mit den Schultern zucken. Natürlich ist es entspannend und beglückend, im Wald zu sein – ja und? Wer einen echten Grund dazu sucht, sollte das grüne Abitur machen, da ist Waldbaden inklusive. Ich wollte Sie auch nur vorwarnen: Neben Joggern, Spaziergängern, Pilzsammlern, Motocrossern und Geo-Cachern werden Sie im Revier zunehmend auch auf Waldbader treffen. Es besteht aber Grund zur Hoffnung, dass die sich eher still verhalten.