Irgendwo tief im Westerwald, in den 60er Jahren, wo die Menschen Ernte23 rauchen und Automobile vom Typ DKW Mungo fahren. Wo sie gelernt haben, „mit den Steinen zu leben, mit undankbarem Boden und mit schweren Zeiten, die kein Ende nahmen.“ So formuliert es Äffchen Fettweiß an einer Stelle, der Wirt der Gaststätte „Zum grünen Baum“, die in diesem Krimi eine zentrale Rolle spielt. Genauso wie das Duo aus Kommissar Rottek, dem einzigen Protagonisten des Romans mit halbwegs glücklichem Liebesleben, und Hauptwachtmeister Kesselring, dessen Sorge mehr seinen gackernden Kleinen Niederrheinern gilt als den laufenden Ermittlungen.  

Zeit, Ort und Personen hat Autor Lutz G. Wetzel bereits 2018 in „Tod im Waldwinkel“ eingeführt. Dabei war der Jägerstammtisch natürlich schon da keine neue Erfindung: Im „Grünen Baum“ spielte über viele Jahre die Kolumne „Wetzels Landleben“ in der Wild und Hund. Wer diese ebenso satirischen wie kurzweiligen Geschichten mit ihren karikaturhaft überzeichneten Figuren mochte, wird die Krimis des Journalisten und Dokumentarfilmers lieben. Schlachter Ahrens und Heimo vom Kunstdüngerschuppen kommen zwar nicht darin vor, wohl aber reichlich schäumende Humpen und Doppelte vom Alten Lohhäuser. 

Vor allem wird gemordet, was das Zeug hält. Gleich zu Anfang stirbt die Apothekergattin Siebenstern im Frisiersalon, und der erste Verdacht fällt auf Friseur Rimini. Allerdings folgt der bald in der Reihe der Toten, die damit noch lange nicht endet. Nur wer ist der Täter? Mordet hier wirklich der durchgeknallte Bürgermeister Ingo Dingens, und zwar aus Hass auf Jäger? Oder ist es Vater Kerschbaum mit seinen sechs Söhnen, über deren kriminelle Machenschaften es viele Gerüchte gibt? Und welche Rolle spielt der dicke Düsseldorfer Schrotthändler Popel Troost, der mit allen Mitteln das Jagdrevier des Apothekers übernehmen will und nie ohne seinen dümmlichen Adlatus Männel auftaucht?

Die Aufklärung ist am Ende nicht besonders verzwickt, soviel sei verraten, und sie gelingt eher zufällig. Die beiden Ermittler haben daran jedenfalls den geringsten Anteil.

Lutz G. Wetzel: Tod im Nebelwald. Krieg im Revier – das Dorf schläft nie, erschienen 2021 im Franckh-Kosmos Verlag, 240 Seiten, Broschur, 20,00 Euro