Anlässlich des 120jährigen Bestehens des Jagdgebrauchshundverbandes e. V. (JGHV) hat Heinrich Uhde seine zuerst zum 100jährigen Bestehen erschienene Monographie bis in die Gegenwart fortgeschrieben. Eine solche Standortbestimmung ist, darauf weisen mehrere Grußworte hin, heute wichtiger denn je. Denn einerseits muss sich das Hundewesen (wie die Jagd insgesamt) gegen Kritik positionieren und rechtfertigen, andererseits wandeln sich die Aufgaben mit dem Wandel von Landschaft und Wildbeständen.
Das erste Kapitel des voluminösen Werks zeichnet die Geschichte des organisierten Jagdgebrauchshundwesens seit Mitte des 19. Jahrhunderts nach, wobei der Fokus stark auf handelnde Akteure gerichtet ist und weniger auf kynologische Erkenntnisfortschritte oder Wandlungsprozesse im Hundewesen. Das zweite Kapitel befasst sich mit den Jagdhunden, angefangen bei den einzelnen Rassen über die Biologie der Hunde bis zu den Grundlagen von Zucht und Haltung. Das dritte Kapitel beschreibt die Hundeausbildung in Theorie und Praxis und das vierte das Prüfungswesen des JGHV und der angeschlossenen Zuchtvereine. Kapitel über den Hund im Recht und in der Kunst runden das Buch ab.
Der Verlag bewirbt es als „Lehrbuch, Nachschlagewerk und Chronik in einem“. Das ist vielleicht nicht falsch, birgt aber ein Problem: Das Buch ist eine Monographie, geschrieben zwar von einem zweifellos erfahrenen, kompetenten und leidenschaftlichen Autor, einem der das Gebrauchshundwesen wie kaum ein zweiter kennt – der aber selbst ab 1971 Präsident des JGHV war und seit 1986 dessen Ehrenpräsident ist. Ein derart in den Gegenstand involvierter Autor kann beim besten Willen nicht neutral sein und auch abweichende Standpunkte gleichwertig darstellen. Das will bei der durchaus empfehlenswerten Lektüre bedacht sein, zumal Heinrich Uhde weder Quellen nennt noch Literaturangaben macht (ein Manko, dass er übrigens selbst benennt).
Heinrich Uhde: Das Jagdgebrauchshundwesen. 120 Jahre JGHV, 3. Auflage 2020, Verlag Neumann-Neudamm, 416 Seiten gebunden, 49,90 Euro
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