Noch vor wenigen Jahren galten Schalldämpfer als Teufelszeug. Als Waffenteil für Geheimagenten, Auftragsmörder und Wilderer, aber nicht für waidgerechte Jägersleut‘. Das hatte viel mit dem Festhalten am Gewohnten und wenig mit sachlichen Gründen zu tun, außerdem mit Unkenntnis und falschen Vorstellungen von der Wirkungsweise. Jäger, Verbände, Behörden und Gesetzgeber dachten offensichtlich an das leise Ploppen der Walther PPK, mit der James Bond 1962 Dr. No jagte.
Dass sich dies geändert hat, ist auch Autoren wie Christian Neitzel zu verdanken. In zahlreichen Beiträgen zu Jagdzeitschriften hat der Mediziner, Jäger und Waffensachverständige schon früh mit den Mythen und Vorurteilen aufgeräumt. Schalldämpfer schützen nicht nur vor Gehörschäden, sondern verringern auch Mündungsfeuer und Rückstoß und führen zu besseren Schussleistungen (und zwar der Waffe und des Schützen!). Als Neitzel sein profundes Fachwissen 2014 erstmalig zu einer – damals noch im Selbstverlag publizierten – Monografie zusammenfasste, waren Schalldämpfer bei der Jagd nur in schwierig zu begründenden Ausnahmefällen erlaubt. Heute sind sie (fast) selbstverständlich.
Jetzt ist das Buch in einer aktualisierten, deutlich erweiterten und informativ bebilderten Neuausgabe erschienen. Sämtliche Aspekte werden ausführlich abgehandelt, angefangen bei physikalischen und medizinischen Grundlagen über Konstruktions- und Wirkungsprinzipien bis zu Pflege und Jagdpraxis. Es dürfte auf lange Sicht das Standardwerk zum Thema bleiben. Und bei aller Sachlichkeit ist das Buch nicht zuletzt auch ein engagiertes Plädoyer für die Jagd mit Schalldämpfer.
Christian Neitzel: Jagd mit Schalldämpfer. Grundlagen, Technik und Praxis, 2021, Gräfe und Unzer Verlag (BLV), 304 Seiten gebunden, 29,00 Euro
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