Ob Gert G. von Harling tatsächlich „Der meistgelesene Jagdautor“ ist, wie es sein Verlag werbewirksam auf den Schutzumschlag gedruckt hat, sei dahingestellt. Freunde von Löns oder Hemingway könnten versucht sein nachzurechnen. Der Hinweis wäre bei einem Autor mit mehr als 60 Buchveröffentlichungen, der zudem zehn Jahre lang Schriftleiter der Wild und Hund sowie einige Jahre Lektor des Verlages Paul Parey war, ohnehin nicht nötig gewesen, zumal er für seine Bücher mit dem Literaturpreis des CIC und dem Kulturpreis des DJV geehrt worden ist. Wenn dieser Ausnahmejäger und Ausnahmeautor seine Erinnerungen vorlegt, darf man gespannt sein. 

Gert von Harling beginnt mit der „Kindheit im Paradies“, unmittelbar nach dem Krieg in der Lüneburger Heide. Ausführlich erinnert sich der ehemalige Berufsjäger an Jagd und Lebensumstände in Neuseeland, Venezuela, Namibia und anderen, teilweise entlegenen Jagdgründen der Welt, in denen zu jagen und zu leben ihm vergönnt war. Ein wenig neidisch macht die Konsequenz, mit der von Harling immer wieder die berufliche Karriere (und mitunter auch das private Glück) den Jagdmöglichkeiten nachgeordnet hat. Manches ist aus heutiger Sicht einfach nur erstaunlich: Wer weiß noch, dass in der frühen Bundesrepublik Maulwurfsfelle als Pelz begehrt waren und 50 Pfennig je Balg einbrachten?

Enttäuscht wird nur, wer sich Interna oder gar Zoten aus dem bundesdeutschen Jagdblätterwald versprochen hat. Seine Arbeit als Journalist und Autor streift er nur kurz. Vermutlich steht dahinter die tiefe Erfahrung, dass es spannender ist, aktiv zu jagen, als am Schreibtisch zu sitzen und darüber zu schreiben.

Gert G. von Harling: Jagen gegen den Wind. Erinnerungen eines Globetrotters, erschienen 2017 im Franckh-Kosmos Verlag, 272 Seiten, gebunden, 22,99 Euro

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