Wenn Verlage ihren Büchern Untertitel verpassen wie „Ein Waidmann erzählt“ (alternativ: ein Jäger, Förster, Grünrock, Nimrod), ist oft Vorsicht geboten. Und das auch dann, wenn sie verheißungsvolle Titel tragen wie „Der Keiler aus dem dunklen Sumpf“, „Vergangen Haut und Gebein“ oder „Des Waidmanns Widergang“. Umso freudiger ist die Überraschung, wenn es unerwartet anders kommt, wie in den „Tier- und Jagdgeschichten eines Försters“ von Joachim Kolmer. Unter dem Titel „Im Kranichwald“ sind die 2015 in einer zweiten, erweiterten Auflage erschienen. 

Geboren 1952 und aufgewachsen in der Griesen Gegend im Südwesten Mecklenburgs, in der DDR also, stand Kolmer in der Wendezeit als junger Förster mitten im Berufsleben. Die Umbrüche dieser Zeit in Forstwirtschaft und Jagd hat er unmittelbar erlebt, und zur Freude des Lesers ist er dabei weder Kulturpessimist noch Ostalgiker geworden.

Seine hier versammelten Anekdoten und Erinnerungen reichen vom jagenden Großvater und ersten Waidmannsheil über die Zeit in der Militärforstwirtschaft bis zum Dienst als Revierförster der Bundesforst in Laage und Lübtheen. Ein wenig störend ist, dass die in der zweiten Auflage zusätzlich aufgenommenen Geschichten irgendwie konzeptionslos angehängt wirken, während die der ersten Auflage (von 1999) noch geradlinig dem Lebensweg des Autors folgen.

Doch insgesamt ist das meist kurzweilig und unterhaltsam, mitunter historisch interessant und gelegentlich auch lehrreich, ohne dabei belehrend zu klingen. Ein ideales Buch für den Nachttisch. Nur die verlagstypische Ausstattung mit schwerem Bilderdruckpapier verleidet einem die abendliche Lektüre: Die Arme werden schneller müde als die Augen.

Joachim Kolmer: Im Kranichwald. Tier- und Jagdgeschichten eines Försters, 2. erweiterte Auflage, Wage-Verlag 2015, zahlreiche Fotos und Zeichnungen, 339 Seiten, gebunden, 24,90 Euro