Ende 2015 bekam die Welt ein weiteres Klimaabkommen. Nach Rio, Kyoto und Kopenhagen brachte die Pariser Konferenz ein klares Ziel: Bis zur Jahrhundertmitte sollen die Treibhausgasemissionen radikal reduziert und die globale Erwärmung auf 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter begrenzt werden. Wir Deutsche werden unsere Landschaften weiter mit Windkraftanlagen und Solarmodulen überziehen, werden in den Städten mit smarten Elektroautos Fahrgemeinschaften bilden, für jede Flugmeile mindestens eine Waldaktie kaufen und das tonnenschwere SUV mit fleischfreien Tagen in der Kantine kompensieren.

Unsere Nachbarn dagegen, die Polen, Franzosen oder Briten beispielsweise, werden einfach neue Kernkraftwerke bauen oder ihre alten Brüter wacker weiter laufen lassen. Nicht zu reden von Finnland, Indien oder Südkorea. Und erst recht nicht von China, wo bis zum Jahr 2030 mehr als 80 neue Reaktoren ans Netz gehen sollen. 

Aber was wird mit denen, die sich keine neue Kernkraftwerke leisten können oder wollen? Oder trotz Ökostrom die Latte reißen? Die haben wenig bis nichts zu befürchten. Denn das Abkommen ist zwar völkerrechtlich verbindlich – aber wirksame Sanktionen sind darin nicht vorgesehen, abgesehen vom internationalen Pranger. An dem stehen schon lange die USA und Russland und zucken nur gelangweilt mit den Schultern, wenn sie darauf angesprochen werden. Die anderen werden sich einfach dazustellen.

Es ist also wenig wahrscheinlich, dass das Ziel des Pariser Abkommens erreicht werden wird. Wer genauer wissen will, was dann auf uns und unsere Kinder zukommt, der lese Hans Joachim Schellnhubers Buch Selbstverbrennung. Der Gründer und Leiter des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung hat damit wohl sein Lebenswerk vorgelegt. Dabei ist es keine fachwissenschaftliche Publikation, sondern eine in weiten Teilen gut lesbare Melange aus wissenschaftlichen, politischen, kulturellen und auch biografischen Argumentationslinien. Leider ist es auch ein ganz schön dicker Klopper: Man hätte sich im Lektorat bei Bertelsmann einen beherzteren Umgang mit dem Rotstift gewünscht. 

Hans Joachim Schellnhuber, Selbstverbrennung. Die fatale Dreiecksbeziehung zwischen Klima, Mensch und Kohlenstoff, 784 Seiten, C. Bertelsmann, 29,99 Euro

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