Bücher über das Rotwild erwecken in Jägerkreisen naturgemäß volle Aufmerksamkeit. Jetzt ist ein kleine Monographie erschienen in der schönen Reihe „Naturkunden“ bei Matthes & Seitz. Geschrieben hat es Wilhelm Bode, ein dezidierter Kritiker des heutigen Jagdwesens und ehemaliger Vorsitzender des Ökologischen Jagdverbandes Saarland. Sein gemeinsam mit Elisabeth Emmert verfasstes Buch „Jagdwende“ war Ende der 90er Jahre eine offene Kampfansage und zählt sicherlich zu den umstrittensten Jagdbüchern der letzten Jahrzehnte.

Dagegen ist „Hirsche“ ein kleiner Wolf im bibliophilen Schafspelz. Im Vergleich zu anderen Büchern der Reihe kommen die Portraits der Hirscharten sehr kurz. Bode lässt lieber wildbiologische, kulturgeschichtliche und jagdliche Aspekte rund um das Rotwild aufscheinen, in geschliffener Sprache und dezidiert kritischer Form. Das könnte durchaus nachdenklich machen und Diskussionen anregen: So thematisiert er beispielsweise die anhaltende Trophäenorientierung in der Hege, die unzureichende Größe zusammenhängender Habitate und Schutzgebiete in Deutschland oder die Jagd unter den Bedingungen einer agrarindustriell geprägten Kulturlandschaft. 

Bode schreibt mit spitzer Feder und gekonnt pointiert. Dass dabei die grüne Zunft insgesamt nicht gut wegkommt, ist wenig überraschend. Die Vorstellung, der eine oder andere Abschnitt würde auf einer Hegeringversammlung verlesen, lässt einen schmunzeln. Aber leider ist der gesamte Text geprägt von einer erbitterten Feindschaft zu allem, was in der Wahrnehmung des Autors zur „lodengrünen Trophäenjagd“ zu zählen ist. Außerdem zeichnet er geradezu penetrant eine Traditionslinie von Hermann Göring zur heutigen Jägerschaft. Eine sachliche Auseinandersetzung mit anderen Ansichten und Argumenten fehlt völlig. Das ist schade und tut der Sache keinen Gefallen.

Wilhelm Bode: Hirsche: Ein Portrait, erschienen 2018 im Verlag Matthes & Seitz, 156 Seiten, gebunden, 18,00 Euro

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