Mit tausenden Arten bilden Schmetterlinge nach den Käfern die zweitgrößte Ordnung der Insekten. Bunte Tagfalter machen dabei nur einen kleinen Teil aus, die große Mehrheit der Arten ist eher unscheinbar und nachtaktiv. Aber alle stellen besondere Anforderungen an ihre Habitate, wie Halali-Autor Dr. Volker Pesch beschreibt.
Anfang der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts machte eine These von Edward Lorenz Schlagzeilen: Der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien kann in Texas einen Orkan auslösen! In komplexen Systemen wie dem Wetter, das wollte der Meteorologe damit sagen, können schon kleinste Veränderungen eine Vorhersage der weiteren Entwicklung unmöglich machen.
Unter dem Begriff „Schmetterlingseffekt“ hat diese Erkenntnis Aufnahme ins Handbuch des populären Halbwissens gefunden. Er wird heute gern für die ebenso allgemeine wie triviale Erkenntnis genutzt, dass kleine Ursachen mitunter nicht kontrollierbare Wirkungen haben können. Das hat zwar mit Lorenz‘ ursprünglicher These wenig zu tun, ist aber ein starkes Bild.
Und ein gut gewähltes dazu. Denn Schmetterlinge sind der Inbegriff natürlicher Schönheit, Zartheit und Verletzbarkeit. Die Behauptung, ein Flügelschlag von Admiral, Zitronenfalter oder Kohlweißling könne einen todbringenden Sturm bewirken, ist nachgerade empörend. Weil es mit diesem Widerspruch spielt, bleibt das Bild so gut im Gedächtnis.
in: Karin Braun und Gabriele Haefs (Hrsg.), Piratengeflüster, Hamburg 2022, S. 333-347
Seit er denken konnte, hatte er dem Vater geholfen. Hatte winters Netze geknüpft, für die alte Reuse in der Wiek und den kleinen Heuer, mit dem sie auf dem Rügischen Bodden fischten, solange kein Eis war oder schwerer Sturm. Hatte mit ihm Planken über Wasserdampf gebogen und die rotbraunen Segel geloht mit der stinkenden Brühe aus Eichenrinde, Leinöl und Wurzelteer. Immer und immer wieder, Jahr um Jahr, bis das Baumwolltuch brüchig war und sich neues gefunden hatte, als günstiger Kauf oder angespült am Oststrand. Hatte mit der Ahle und gewachstem Garn Pützeimer und Persenninge aus den alten Fetzen genäht, und im flackernden Licht der Kerzen Leinen gespleißt als Festmacher, Schoten und Falle. Alles, was er konnte, hatte Krischan Kaldevitz vom Vater gelernt, hier in dem windschiefen Holzschuppen hoch über der See.
Corvus corax, der größte Singvogel der Welt, fasziniert und verängstigt die Menschen seit jeher. Alles mögliche wurde dem Kolkraben angedichtet, mal wurde er vergöttert, dann wieder scharf bejagt. Seine Fähigkeit, die unterschiedlichsten Lebensräume zu besiedeln, vom Hochgebirge über die Kulturlandschaft bis in den urbanen Raum, ist ebenso erstaunlich wie seine Intelligenz. Erstaunlich sind auch seine Flugakrobatik und das komplexe Sozialverhalten, das uns Menschen gar nicht unähnlich zu sein scheint. Und sein dunkler Ruf, der in kalter Winterluft weit getragen wird.
Unter den vielen Publikationen über Rabenvögel ragt Heinrich Hallers Buch „Der Kolkrabe“ heraus. Und das vor allem ästhetisch: Das schwere Naturpapier mit rauer Oberfläche verleiht diesem gewichtigen Bildband im Querformat 24 x 30 cm eine besondere Optik und Haptik, die hervorragend zur Bildsprache passt (und den vergleichsweise hohen Preis rechtfertigt). Die informativen Texte sind eher kurz gehalten, entsprechend der erklärten Absicht des Fotografen und Autors, ein persönliches Porträt vorzulegen und kein wissenschaftliches Fachbuch.
Haller war bis zu seiner Pensionierung 2019 Direktor des Schweizerischen Nationalparks, dem ältesten Nationalpark der Alpen und Mitteleuropas, gelegen im Kanton Graubünden in der östlichsten Ecke der Schweiz. Wissenschaftlich befasste er sich unter anderem mit Wildtieren und Wilderei, außerdem lehrte er Gebirgsökologie an der Uni Göttingen. Die meisten seiner beeindruckenden Fotografien im Band sind dann auch in den Alpen entstanden. Haller hat in erster Linie Bilder ausgewählt, die typisches Verhalten der Kolkraben zeigen, etwa Balzflüge, Raben im Horst, beim Aasfressen oder im Zweikampf. Einige Bilder entstanden auf Reisen des Autors in anderen Teilen der Welt, und vereinzelt hat Haller auch andere Tierarten des Gebirges abgelichtet.
Heinrich Haller: Der Kolkrabe. Totenvogel, Götterbote, tierisches Genie, Haupt Verlag 2022, 216 Seiten gebunden, 49,00 Euro
Wir Jäger bezeichnen uns ja gern als die „einzigen geprüften Naturschützer“. Immerhin umfasst die Jägerprüfung neben der Wildbiologie auch Fragen zum Land- und Waldbau. Die meisten von uns können, auch wenn sie im Hauptberuf Ärztinnen oder Handwerker sind, Weizen von Roggen unterscheiden oder Alexandriner- von Perserklee, schon dank der bunten Fotokarten und Apps, mit denen sich solcherart Basics schnell lernen lassen. Aber wer Biotophege und Reviergestaltung wirklich ernst nimmt, kommt mit dem Prüfungswissen allein nicht wirklich weit.
Ein neuer Band schafft da Abhilfe. Die kurze Einleitung beschreibt Grundlegendes zum Anbau, die beiden langen Hauptteile liefern dann alles nötige Wissen über Ackerpflanzen und Feldfrüchte, unterteilt in kultivierte Arten und Ackerwildkräuter. Zu mehr als 150 Arten finden sich auf mehr als 400 Seiten detaillierte Artenportraits, die neben Abbildungen und Beschreibungen auch alles Wissenswerte zu Nutzung, Standortansprüchen, Kultivierung und ökologischer Bedeutung umfassen.
Das ist sicher auch lesenswert für Landwirte, aber die sind nicht die erste Zielgruppe; Informationen über Pflanzenschutz, Bodenbearbeitung oder Förderprogrammen beispielsweise wurden bewusst nicht aufgenommen. Es ist ein Buch für Laien (im besten Sinne), das aber weit über die üblichen pflanzenkundlichen Nachschlagwerke hinausgeht und von sehr praktischem Nutzen ist. Für den Jägerrucksack ist es leider etwas zu schwer.
Margot und Roland Spohn: Ackerpflanzen und Feldfrüchte, Quelle & Meyer Verlag 2023, 432 Seiten gebunden, 29,95 Euro
Mit der Altersansprache des Schalenwilds ist das bekanntlich so eine Sache: Eine Vielzahl von Merkmalen will beachtet sein. Bei Ansitz, Pirsch oder Drückjagd gibt man sich redlich Mühe, ruft binnen Sekunden Fotos und Erinnerungen zum Vergleich ab, repetiert Prüfungswissen oder den Inhalt eines der vielen Bestimmungsbücher im heimischen Regal – und am Ende ist das erlegte Stück dann doch zu jung oder zu alt. Auch das neueste Buch zum Thema wird daran aller Voraussicht nach nichts ändern.
Gleichwohl hat Burkhard Stöcker in kompakter Form die wichtigsten Merkmale der Altersansprache für die Wildarten Rehwild, Rotwild, Damwild, Muffelwild, Gamswild und Schwarzwild zusammengestellt. Der passionierte Jäger und Diplom Forstwirt arbeitet als Publizist, Fotograf und Wildbiologe und ist Lehrbeauftragter für Ökologie und Ornithologie an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE). Regelmäßig leitet er Ansprech-Seminare im Revier. Co-Autor für das Kapitel zum Gamswild ist der Berg-Berufsjäger Stefan Pfefferle. Bei beiden darf also Kompetenz vermutet werden.
In den beschreibenden Teilen des Buches werden jeweils optische Merkmale ebenso berücksichtigt wie jahreszeitliche und verhaltenstypische, unterschieden nach Alter und Geschlecht. Auch die Trophäen werden behandelt. Zu jeder Wildart folgt ein „Ansprechteil“ mit vielen Fotos und erläuternden Bildunterschriften.
Das ist alles in allem kein wirklich neues Konzept. Aber es ist kenntnisreich und mit passender Bebilderung umgesetzt. Insofern kann dieses Buch hilfreich sein, nicht nur für Jungjäger und solche, die es werden wollen, sondern auch für erfahrene Grünröcke, die ihr Wissen prüfen oder auffrischen wollen.
Burkhard Stöcker: Altersansprache des Schalenwilds, Franckh-Kosmos Verlag 2023, 160 Seiten gebunden, 28,00 Euro
Dieses Buch handelt nicht von Urwäldern oder Wildnis. Sondern vom „Element Holz“, wie es in Natur und Kultur vorkommt, beispielsweise als Lebensraum und Kohlenstoffspeicher oder Baustoff und Heizmaterial. Und es handelt davon, welche Bedeutung Holz für die Menschheit in vielerlei Hinsicht hat, nicht nur in ökonomischer, sondern auch in kultureller und spiritueller.
Dabei ist „Wilde Wälder“ alles andere als ein systematisches Sachbuch, vielmehr klar dem Genre des „Nature Writing“ zuzuordnen. Die Kapitel und Abschnitte sind literarische Essays, sie nehmen ihren Ausgang bei biographischen Erzählungen oder Betrachtungen hölzerner Alltagsgegenstände und führen von dort in Wälder Großbritannien und Europas, Zentralasien und Australiens. Das changiert zwischen Reportage und Abenteuergeschichte, ist unterhaltsam, lehrreich und voller sachkundiger Details. Und nicht zuletzt in einer wohlklingenden Sprache geschrieben, die heute selten geworden ist (auch in der deutschen Übersetzung).
Roger Deakin (1943-2006) war Publizist und Filmemacher mit einem Arbeitsschwerpunkt auf Natur- und Umweltthemen. Zu Lebzeiten veröffentlichte er nur ein Buch („Logbuch eines Schwimmers“), vertraute vor seinem Tod aber seinem Freund und Nachlassverwalter Robert Macfarlane mehrere unveröffentlichte Manuskripte an. „Wilde Wälder“ war eines davon. Wie Macfarlanes eigene Bücher ist es in der Reihe „Naturkunden“ in gewohnt bibliophiler Ausstattung erschienen.
Roger Deakin: Wilde Wälder, Verlag Matthes & Seitz 2018, 440 Seiten gebunden, 38,00 Euro
Wo auch immer heute „klimastabile Mischwälder“ gefordert werden, klingt im Akkord der Ruf nach einer massiven Reduzierung der Rehwildbestände mit. Das Eintreten der Jägerschaft für diese liebenswerte Wildart wird lautstark übertönt. Politik und Forstwirtschaft machten der „kleinen braune Waldschere“ am liebsten den endgültigen Garaus, so scheint es zumindest, und manch eine Drückjagd in den Landesforsten zeigt, wie das aussehen könnte.
Jetzt hat Rudolf Neumaier ein Buch vorgelegt, das den vermeintlichen Wald-(Reh-)Wild-Konflikt kritisch hinterfragt und mit deutlichen Worten die dahinter verborgenen Interessen der Forstwirtschaft offenlegt. Dabei lassen Autor, Verlag und Titel zunächst nicht auf solcherart Sprengstoff schließen: Neumaier war Feuilleton-Redakteur der Süddeutschen Zeitung, er ist zwar selbst Jäger, aber kein Vertreter jagdlicher Medien. Und der Hanser Verlag bewirbt das Buch im Internet als „faszinierende Kulturgeschichte des Rehs“. Tatsächlich finden sich darin auch Kapitel über das Reh in Kunst, Kultur und Geschichte sowie über die Biologie des kleinen Kulturfolgers. Mehr als die Hälfte des Buches nimmt aber ein langes Kapitel über das Reh als Politikum ein.
Das ist eine Art Reportage, basierend auf mehrjähriger Recherche, lebendig erzählt mit klarem Blick für ökologische, wirtschaftliche und politische Zusammenhänge. Neumaier belegt darin unter anderem, dass das Thema „Wildschäden“ so alt ist wie die Forstwirtschaft selbst – aber erst in den modernen „Forstplantagen“ zum Problem gemacht wird. Seine Schlussfolgerungen sind eindeutig: Das Reh ist nur der „Sündenbock einer verfehlten Forstwirtschaft“, und der Wald-Wild-Konflikt ist ein „heuchlerisches Mantra der Forstleute“. Dagegen zeigen Erfahrungswerte und wissenschaftliche Studien, dass es durchaus möglich ist, Wald und (Reh-)Wild im ökologischen Einklang leben zu lassen.
Dieses Buch ist ein Wolf im Schafspelz. Man kann nur hoffen, dass es auch von denjenigen gelesen wird, die sich bislang vor den Karren der Forstwirtschaft spannen lassen und dabei glauben, sie handelten ökologisch. Eine selbstkritische Auseinandersetzung mit dem Tun der Jägerschaft und weniger Schwarzweißmalerei wären dafür allerdings förderlich gewesen und hätten es diesem Leserkreis leichter gemacht.
Rudolf Neumaier: Das Reh. Über ein sagenhaften Tier, Hanser Verlag 2022, 224 Seiten gebunden, 24,00 Euro
Wenn einer der renommiertesten Biologen und Naturschützer eine Monografie über das Auerhuhn vorlegt, darf man gespannt sein. Als ehemaliger Leiter der Vogelwarte Radolfzell ist Prof. Dr. Peter Berthold ein ausgewiesener Experte unter anderem für Populationsdynamik, Artenschutz und Umwelteinflüsse in der Ornithologie. Und als Stiftungsratsmitglied der Heinz Sielmann Stiftung ist er Initiator eines bundesweiten Biotopverbunds, der den rasanten Rückgang der Artenvielfalt stoppen soll (nicht nur bei den Vögeln).
In den biologisch ausgerichteten Kapiteln zeichnet Berthold das Portrait dieses „Urvogels“, der zwar evolutionär gesehen gar nicht so alt ist, aber einer der „urigsten Vertreter der gesamten Vogelwelt“. Vor allem erzählt der Autor Geschichten aus seiner lebenslangen und intensiven Beschäftigung mit Auerhühnern, angefangen in den 1950er-Jahren, als der junge Student mit Fahrrad und Schlafsack im Schwarzwald unterwegs war. Diese mitunter anekdotischen Geschichten versetzen einen zurück in eine Zeit, die noch wie „die gute alte Zeit“ anmutet, aber in der die Weichen für das Verschwinden schon gestellt waren: die „Verfichtung“ unserer Wälder, die Entwässerung der Feuchtgebiete, der Pestizideinsatz in Land- und Forstwirtschaft – um hier nur die Hauptfaktoren zu nennen.
Die Jagd hingegen zählt nicht dazu. Natürlich galt die Balzjagd auf den Auerhahn über lange Zeit als eine der Kronen des Waidwerks, in ihrer Bedeutung nur vergleichbar mit der Jagd auf den Rothirsch. Und in manchen Regionen der Welt hat eine unwaidmännische Bejagung durchaus zum Verschwinden der Hühnervögel beigetragen. Aber im Schwarzwald war die Jagd keine wesentliche Ursache für den Rückgang, darauf weist Berthold mehrfach hin, hier waren die Jäger „fraglos mehr Heger als Schießer“. Genutzt hat es dem Vogel allerdings auch nicht.
Der Untertitel des Buches lässt keinen Raum für Hoffnung: Ein Urvogel verschwindet, lautet der, und Berthold sieht alle bisherigen Bemühungen, den Niedergang der Art zu stoppen, als mehr oder weniger gescheitert an. Dennoch appelliert er leidenschaftlich dafür, in den Bemühungen zum Schutz nicht nachzulassen.
Peter Berthold: Das Auerhuhn. Ein Urvogel verschwindet, Jahr, Franckh-Kosmos Verlag, 288 Seiten gebunden, 22,00 Euro
Ulrike Siegel verdanken wir das Genre der Bauerntöchter-Geschichten. Am Anfang stand ihre erfolgreiche Trilogie mit autobiografischen Erzählungen. Und weil man Wellen reiten muss, solange sie nicht gebrochen sind, folgten unter anderem Geschichten von Frauen, die Höfe verlassen, und solchen, die in Höfe eingeheiratet haben, außerdem wandelten Bauerntöchter auf den Spuren ihrer Mütter. Auch prominente Bauernkinder fanden sich schon zwischen zwei Buchdeckeln wieder.
Jetzt hat Ulrike Siegel ein Buch herausgegeben, in dem 19 Frauen und Männer Geschichten aus ihrer Kindheit in den 1950er- und 60er-Jahren erzählen. Es sind Spitzlichter auf eine dörfliche Heimat zwischen Bayern und Schleswig-Holstein, Sachsen und Nordrhein-Westphalen. Ganz subjektive Erinnerungen an Personen, Rollenmuster und Gewohnheiten, an Strukturen und Prozesse, an Arbeits- und Lebenswelten auf dem Lande. Das Buch leistet keine systematische Darstellung der Dorfkultur, aber aus der Summe der Einzelerzählungen erwächst ein Gesamtbild eines Lebens „zwischen Idylle, Enge und Engagement“ (Klappentext).
Die Beiträge sind überwiegend lesenswert und unterhaltsam, beschwören Bilder und Erinnerungen herauf und machen deutlich, wie radikal sich der ländliche Raum in nur wenigen Jahrzehnten gewandelt hat. Naturgemäß tappen einige der Autorinnen und Autoren in die „Früher-war-alles-besser“-Falle, wie sollte es auch anders sein, wenn man Menschen nach ihrer Kindheit befragt. Es ist schließlich kein historisches Sachbuch. Aber man hätte sich doch eine zusammenfassende Einordnung, eine Art Synthese gewünscht.
Ulrike Siegel: Was die Dörfer einst zusammenhielt. Gesichter und Geschichten aus einer vergangenen Zeit, LV.Buch 2022, 224 Seiten Broschur, 18,00 Euro
Wer sich für Vögel interessiert, wird mit der Zeit eine beachtliche Sammlung von Bestimmungsbüchern aufgebaut haben. Längst ist vergessen, woher der vergilbte „Taschenatlas der Vögel“ stammt oder das alte „Welcher Vogel ist das?“ Das zerlesene Bestimmungsbuch „aller Arten Europas“ hat man sich vielleicht irgendwann selbst gekauft, ebenso wie die Bildbände und Fachbücher über Greife, Eulen, Gänse … Und mittlerweile gibt es auch wirklich gute Apps für das Smartphone. Warum also sollte man sich im Jahr 2023 ein dickes und schweres Buch mit dem „Grundwissen Vogelbestimmung“ anschaffen, noch dazu für 34,95 Euro?
Die Antwort lautet: Weil es wirklich nützlich ist. Die dritte, vollständig bearbeitete und erweiterte Auflage des Werks ordnet das Grundwissen in zwei Hauptteile. Die ersten 12 Kapitel führen in die Welt der Vogelbeobachtung ein, angefangen bei praktischen Ausrüstungstipps über grundlegendes Wissen zu Biologie, Verhalten und Taxonomie der Vögel bis hin zur kritischen Betrachtung des Naturschutzes in Deutschland; vielleicht ist der eine oder andere Tipp überflüssig (am Stausee Müsliriegel nicht vergessen!), aber insgesamt ist da wirklich viel Lesenswertes zu finden, auch für vogelkundlich Vorgebildete.
Der große Unterschied zu anderen Büchern ist das 13. und mit Abstand längste Kapitel: Das stellt die mitteleuropäischen Vogelfamilien vor, zeigt deren gemeinsame Merkmale und die Unterschiede zu ähnlichen Familien und beschreibt die jeweils wichtigsten Vertreter im Vergleich. Wer also, um ein Beispiel zu geben, einen Wasservogel beobachtet, wird ihn möglicherweise als Entenverwandten einstufen, dann den Schwänen, Gänsen, Enten oder Sägern zuordnen und schließlich aus den Gemeinsamkeiten und Unterschieden die konkrete Art bestimmen. Dabei helfen zahlreiche Fotos und Grafiken, und mehrere Verzeichnisse und Register erhöhen den Nutzen als Nachschlagewerk.
Christoph Moning, Thomas Griesohn-Pflieger, Michael Horn: Grundwissen Vogelbestimmung. Vorbereitung, Planung und Strategie der erfolgreichen Vogelbeobachtung, Quelle & Meyer Verlag, 3. Aufl. 2022, 590 Seiten gebunden, 34,95 Euro
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