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Das Jagdbuch für Kids

Cover Jagdbuch für Kids

Viele jagende Eltern nehmen ihre Kinder schon früh mit zu Ansitz und Pirsch. Und viele Kinder jagender Eltern träumen davon, dereinst in die Fußstapfen ihrer Eltern zu treten. Obwohl ja Tiere töten und Fleisch essen in der öffentlichen Wertschätzung heute nicht selten auf einer Ebene mit ansteckenden Krankheiten stehen (oder noch darunter). Da ist es sehr zu begrüßen, wenn der Buchmarkt Titel anbietet, die das komplexe und sensible Thema Jagd in kindgerechter Weise behandeln. Also in einer Weise, die Kindern Wissen und Argumente bietet, zugleich aber auch Spaß macht. 

Genau das tun die beiden Autorinnen dieses Jagdbuchs „für Kids“. Dass sie begeisterte Jägerinnen sind, ist deutlich spürbar. Die Fotografin Inga Haase und die Gymnasiallehrerin Katharina Giffei bieten mit kurzen, ansprechenden Texten und aussagekräftigen Bildern, die nicht einfach nur einer beliebigen Bilddatenbank entnommen sind, einen guten Einblick in alles, was ein Jägerkind wissen kann oder sollte. Das beginnt im Revier mit seinen Wildtieren und reicht über Ausrüstung, Jagdpraxis und Hygiene bis zu den Jagdhunden. Außerdem gibt es einige Spiel- und Bastelideen, etwa zum Bau eines Windspiels mit Materialien aus dem Wald oder zur Ausgestaltung eines „Jägerfamilientages“. Ein Hunderassen-Fotorätsel und ein Abschlussquiz runden das Buch ab. 

Der Verlag empfiehlt es für 8-12-Jährige, und tatsächlich ist dieses Buch sicher nicht für jüngere Kinder geeignet, jedenfalls nicht, was die inhaltsreichen Texte angeht. Eher schon für etwas ältere, viele 14-Jährige dürften das ebenfalls noch mit Gewinn lesen können. 

Inga Haase und Katharina Giffei: Das Jagdbuch für Kids. Spuren entdecken, Wildtiere beobachten, Jagen verstehen, Franckh-Kosmos Verlag 2023, 120 Seiten broschiert, 18,00 Euro

Auf der Pirsch

Sophia Lorenzoni ist den Leserinnen und Lesern der deutschen Jagdpresse keine Unbekannte: Sie war Volontärin im Paul Parey Verlag, bei der „Deutschen Jagdzeitung“ und „Jagen Weltweit“, und sie war in dieser Eigenschaft auch in dem einen oder anderen Film auf „DJZ-TV“ zu sehen. Heute arbeitet sie für den Landesjagdverband Baden-Württemberg im Bereich Öffentlichkeitsarbeit. Dabei war ihr dieser Weg nicht familiär vorgeebnet, eher im Gegenteil: Ihr Interesse für die Jagd und der Entschluss, das grüne Abitur anzugehen, sorgten in ihrer Familie und unter Freunden zunächst für Befremden.

Das erzählt sie in einer der vielen biografischen Passagen ihres ersten Buches „Auf der Pirsch“. Überhaupt sind eigene Gedanken, Erfahrungen und Erlebnisse der Ausgangspunkt aller Kapitel des Buches, ganz gleich, ob es darin um das Jagen und Töten geht, oder um Waidgerechtigkeit, Hundeausbildung, Waidmannssprache, Brauchtum, Wildunfälle, unterschiedliche Jagdarten und nahezu sämtliche Aspekte der modernen Jagd. Das mag erstaunen angesichts der Tatsache, dass die junge Frau erst 2015 ihre Jägerprüfung gemacht hat. 

Aber genau das ist vielleicht auch eine Stärke des Buches: Es ist ein frischer, unverstellter, junger Blick auf die Jagd. Dabei hält die Autorin der leider immer noch oft testosterongesteuerten Jägerschaft manchen Spiegel vor. Auch von überraschenden Jagdeinladungen mit zweifelhaften Absichten kann sie berichten. Vor allem aber sprechen aus jeder Zeile ihre Passion für das jagdliche Handwerk und eine tiefe Liebe zur Natur. Und Lorenzoni schreibt auch offenherzig von Gewissensbissen beim Töten eines Lebewesens, eigenen Fehlschüssen und Selbstzweifeln. 

Zielgruppen des Buches dürften Jugendliche und junge Erwachsene sein, die sich für die Jagd interessieren, aber noch wenig Berührung damit hatten. Deswegen wird jeder Begriff aus der Jägersprache erklärt, was den Text stellenweise etwas schulmeisterlich wirken lässt. 

Sophia Lorenzoni: Auf der Pirsch. Von Jagdhunden, Gewissensbissen und der Liebe zur Natur, erschienen 2020 bei BLV im Gräfe und Unzer Verlag, 240 Seiten, 16,99 Euro

Rufe der Wildnis

Und noch ein Buch einer jungen Frau, die Jägerin wird! Wie es scheint, entdecken die Verlage nach und nach Thema und Klientel. Nach Pauline de Bok und Antje Joel (deren Bücher bereits an dieser Stelle rezensiert worden sind) erzählt jetzt eine junge Amerikanerin ihren Weg zu Jagd. Aber anders als de Bok schreibt Lily Raff McCaulou das nicht als existenzielle Selbsterfahrung, und anders als Joel nicht als psychotherapeutisches Projekt. Die Journalistin tut das sachlicher, reflektierter, hintergründiger und damit auch verallgemeinerbarer.

Raff McCaulou zieht berufsbedingt aus New York ins ländliche Oregon. Hier lernt sie einen Mann und mit ihm das Fliegenfischen kennen und lieben, kommt ins Gespräch mit Jägern, beginnt sich für Jagd und Naturschutz zu interessieren, besucht gemeinsam mit Jugendlichen einen Grundkurs zum Umgang mit Schusswaffen (was Absolventen der deutschen Jägerprüfung nur ungläubig staunen lässt), kauft schließlich eine erste Waffe und Abschusslizenzen und hat im weiteren Verlauf auch Waidmannsheil. Für Noch-nicht-Jäger und -Jägerinnen hilfreich sind die eingestreuten Erläuterungen und Hintergrundinformationen, etwa über den Unterschied von Flinte und Büchse oder statistische Daten rund um Jagd, Natur und Gesellschaft.

Sehr nachvollziehbar schildert die Autorin ihre Zweifel und Beweggründe, sie reflektiert Fragen und Gedanken, die sich ihr auf dem Weg zur Jägerin auftun und nicht einfach wegwischen lassen wie die Mücken beim Ansitz: Muss sie angesichts des massiven Missbrauchs von Schusswaffen nicht Skrupel haben, selbst welche zu besitzen? Ist das Töten eines Tieres ethisch zu rechtfertigen? Und wie steht es um den Verzehr von Fleisch angesichts von Massentierhaltung und Klimawandel? Dabei zieht sich ein zentraler Gedanke durch das gesamte Buch: Nur wenn wir Jäger auch echte Naturschützer sind, wird sich die Jagd gegen alle Kritik und Anfeindungen auf lange Sicht behaupten können.

Lily Raff McCaulou: Rufe der Wildnis. Warum ich zur Jägerin wurde, erschienen 2018 im Franckh-Kosmos Verlag, 336 Seiten, 25,00 Euro

Erhältlich beim Buchhändler Deines Vertrauens
und online z.B. bei amazon oder buch7

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