Die Kolumne auf volkerpesch.de
Nahezu täglich ploppt in meinem Facebook-Account die Werbung für den neuen Defender auf. Geht es Ihnen auch so? Wenn Sie im weltweiten Netz regelmäßig Seiten aufrufen, die mit Jagd und Natur zu tun haben, ist das sehr wahrscheinlich. Denn dann vermutet der Algorithmus hinter Ihrer IP einen potenziellen Defender-Fahrer (vielleicht auch eine Fahrerin, sofern der Algorithmus up to date ist und nicht Frauen nur rosafarbene Camouflage zugesteht).
Eine lang gehegte Befürchtung ist also Realität geworden: Land Rover legt die Legende neu auf. Das ist zumindest mutig. Das neue Ding sieht futuristisch aus, ein wenig so, als habe ein Cartoonist einen Defender für den 27. Teil von „Krieg der Sterne“ gezeichnet. Bei mir löst die Werbung allerdings in erster Linie Bauchschmerzen aus. Denn ein Defender ist ja nicht irgendein Auto. Ein Defender ist der Traum meiner Kindheit!
Einmal war ich sogar kurz davor, diesen Traum wahr werden zu lassen. Vor ein paar Jahren habe ich im Autohaus ehrfürchtig die Stahlfelgen gestreichelt und in Gedanken aus dem Dachzelt einen Großen Kudu erlegt. Die Probefahrt brachte allerdings echte Ernüchterung: Als Fahrer sitzt man im Defender weit links. Wirklich sehr weit links. Zwischen Fahrer und Beifahrer hingegen fände noch der Kudu Platz. Außerdem rappelt und röhrt das Ding schon auf der Landstraße wie ein historischer LKW am Brennerpass. Nein – manche Träume sollte man besser ruhen lassen.
Ich habe mir dann einen Amarok gekauft. Entschuldigend sei angemerkt, dass zum Zeitpunkt meiner Bestellung VW-Dieselfahrzeuge noch als umweltfreundlich galten. Aber natürlich bräuchte ich eigentlich keinen allradgetriebenen Pick-up. Wo ich fahre, käme auch ein Nissan Micra durch.
Warum also so eine „fette Försterkarre“ (O-Ton eines ansonsten geschätzten Kollegen)? Aus Spaß an der Freude, ich gebe es zu. Das Ding passt einfach zu meinen liebsten Beschäftigungen. Wenn ich eine Bienenbeute auf die Ladefläche wuchte oder die Büchse auf die Rückbank lege, freue ich mich darüber, dass es kein Micra ist. Ich finde das Motiv übrigens legitim und werde nicht mit meinem Psychotherapeuten darüber sprechen.
Vielleicht ist es ein wenig wie das Herz eines Löwen zu essen, auf dass dessen Kühnheit und Kraft auf den Erleger übergehen möge. Immerhin ist der Amarok in der Mythologie der Inuit ein Riesenwolf, ein einsames Raubtier, ein großer Nimrod. Und so fühle ich mich dann auch, wenn ich meinen Zweitonner auf den Aldiparkplatz lenke. Stark und unbesiegbar. Übrigens habe ich nur außenrum die Wald-und-Forst-Variante gewählt. Innendrin ist es Trendline mit Multitronic und Sitzheizung. Ich bin schließlich nicht mehr der Jüngste.
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