Der Titel dieses in jeder Hinsicht aus der Fülle von Bildbänden herausragenden Werks ist gleich in mehrfacher Weise bedeutsam: „Hidden“, also verborgen, ist der Jäger für das Wild. In Loden oder Tarnfleck, auf der Kanzel oder hinterm Schirm. Verborgen ist die Jagd, nämlich für jene Menschen, die ihr nicht selbst nachgehen. Sie machen sich oft kein Bild davon, oder – schlimmer noch – stellen sich Jagd und Jäger in Klischees vor. Verborgen kann schließlich der Fotograf sein, auch in dem Sinne, dass die Fotografierten nicht posieren, sondern authentisch sind, ganz bei sich und ihrer Sache, der Jagd.

Über mehrere Jahre hat der in München lebende Fotograf Michael Tummings Jagden und Jäger mit der analogen Mittelformatkamera begleitet. Entstanden sind Bilder von einer ungeheuren Präsenz und Wirkung, die mit den heute üblichen digitalen Megapixelwundern nur soviel gemein haben wie ein Land Rover Defender mit einem Opel Ampera. Die 42 Fotografien zeigen beispielsweise britische Flintenjäger, Ansitzjagden bei Dresden, irische Foxhunter oder rumänische Hundeführer. Andere Fotos bilden Orte der Jagd ab, scheinbar menschenleere Landschaften und Wälder. Der Betrachter versinkt förmlich darin und sucht unwillkürlich nach anwechselndem Wild.

Tummings Neugier, so schreibt er selbst in einem Begleittext, gilt „weniger dem Beobachten des Jagens als Akt des Tötens als vielmehr einer Gruppe, die inmitten dieser hektischen nervösen Zeit einer zeitlosen Haltung folgt: traditionell, naturverbunden, rituell, emotional, familiär, kommunal, archaisch, dem Augenblick verhaftet.“ So gesehen ist er mehr Anthropologe als Fotograf. Die Kamera erschließt ihm und dem Betrachter seiner Bilder den Zugang zu dieser Gruppe. 

Michael Tummings, HIDDEN. Gestaltet von Studio Martin Steiner, Leinenfesteinband 24 x 30 cm, 112 Seiten, 42 Fotografien, 48,00 Euro

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