Es ist einigermaßen absurd und doch traurige Realität, dass Jagd und Jäger heute unter permanentem Rechtfertigungsdruck stehen. Wer sich mit grünem Hut in der Öffentlichkeit zeigt oder bei facebook ein Wildrezept postet, muss schon ein dickes Fell haben. Da kommt das neue Buch von Hans-Dieter Pfannenstiel gerade recht. Denn der Biologieprofessor und Wild-und-Hund-Autor belegt darin „die Berechtigung und Notwendigkeit nachhaltiger Jagd in unseren naturfernen Kulturlandschaften und weist den Weg für ein zukunftsfähiges Waidwerk“ – so verheißt es der Klappentext.

Tatsächlich arbeitet Pfannenstiel die relevanten Themen ab, angefangen bei Evolution und Geschichte der Jagd über ethische und ökologische Fragen bis hin zu den praktischen Grundlagen einer waidgerechten Jagdausübung. Ein strammer Parforceritt durch Theorie und Praxis ist das. Nur gelegentlich scheint der fromme Wunsch Vater des niedergeschriebenen Gedankens gewesen zu sein, etwa bei der Aussage, die Mehrzahl der heutigen Jäger huldige nicht mehr dem Trophäenkult. Wer auch nur einmal der Vorbereitung einer Hegeringversammlung beiwohnen durfte, wird dieser Aussage nicht vorbehaltlos zustimmen. 

Aber das sind nur Nebensächlichkeiten. Es stellt sich allerdings die Frage, für welche Zielgruppe das Buch geschrieben ist. Denn wer sich bereits intensiver mit der Jagd beschäftigt hat, wird darin vielleicht manche Bestätigung finden, aber nur wenig Neues. Jagdgegner hingegen, denen die Lektüre eigentlich dringend zu empfehlen wäre, werden kaum ein Buch zur Hand nehmen, das die Trophäe eines Vierzehnenders auf dem Titel zeigt und vom Verlag als „Plädoyer für die Jagd“ angepriesen wird.   

Hans-Dieter Pfannenstiel, Heute noch jagen? Das Waidwerk – geliebt und geächtet, erschienen 2017 im Franckh-Kosmos Verlag, 304 Seiten, gebunden, 24,99 Euro

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