Wer es genauer wissen möchte, aber die Fachliteratur scheut, der findet seit einiger Zeit eine ganze Reihe von Büchern auf den Bestsellerlisten, die Naturbeschreibung und Prosa vereinen. Helen McDonalds H wie Habicht wäre beispielhaft zu nennen oder auch Kerstin Ekmans Der Wald, und nicht zuletzt die vielen Titel der Reihe Naturkunden bei Matthes & Seitz. „Nature Writing“ nennt sich dieses wiederentdeckte literarische Genre.

Einer der ganz großen internationalen Erfolge ist David Haskells wunderbares Buch Das verborgene Leben des Waldes. Ein Jahr lang besucht der Biologe immer und immer wieder einen winzigen Flecken Waldboden im Südosten von Tennessee. Nicht einmal einen Quadratmeter misst dieses „Mandala“, wie er das in Anlehnung an die geometrischen Figuren aus der buddhistischen Meditation nennt. Mit Lupe und bloßem Auge beobachtet er, still und ohne einzugreifen. Mal sind es Flechten oder Pilze, die seine Aufmerksamkeit erregen, dann Frühblüher oder Waldvögel; Salamander sonnen sich, Schnecken durchqueren das Mandala und Paarhufer oder Waldarbeiter hinterlassen ihre Spuren. 

Aber Haskell belässt es nicht bei der bloßen Beschreibung: Ausgehend vom Einzelnen und Kleinen, das er unmittelbar sieht, hört, riecht und fühlt, lässt er uns den Wald als Lebensraum miterleben und verstehen. Und das mit dem profunden Wissen des Naturforschers und einer wirklich beneidenswerten Sprachbegabung. 

David G. Haskell, Das verborgene Leben des Waldes. Ein Jahr Naturbeobachtung, Verlag Antje Kunstmann 2015, 328 Seiten, gebunden, 22,95 Euro

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