Welch haarsträubender Kommentar in der heutigen Ausgabe der Ostseezeitung! Bar jeglicher Sachkenntnis und nach offensichtlich mehr als einseitiger Recherche schreibt sich der Autor – immerhin Chefreporter der Zeitung – seine Vorurteile von der Leber.

Da weiß man gar nicht, wo man anfangen soll: Bei seinem völlig verzerrten Bild der Jägerschaft? Da hätte ein kurzer Blick auf die Seiten des DJV genügt (z.B. in diese Pressemitteilung). Bei seiner offensichtlichen Unkenntnis der rechtlichen Grundlagen und deren Bedeutung in der jagdlichen Praxis? Man denke nur an die aufwändige Aufstellung, behördliche Genehmigung und waidgerechte Erfüllung von Abschussplänen nach Wildarten, Altersklassen und Geschlecht. Oder bei seinen wildbiologisch eher abenteuerlichen Vorstellungen vom Wohlbefinden der Hirsche?  

Ostsseezeitung, Greifswalder Ausgabe, 7./8.12.2019, S. 6

Wahrscheinlich ist dem Verfasser gar nicht bewusst, dass er sich in der – vor dem Hintergrund des Klimawandels wieder neu entbrannten – Wald-Wild-Debatte vor einen Karren hat spannen lassen, und zwar von denjenigen, die in Wildtieren nur Schädlinge sehen. Im kommentierten Beitrag (gleiche Ausgabe, S. 9) geht es nämlich um die Frage der Notwendigkeit einer verlängerten Jagdzeit auf Rehwild, die derzeit in Mecklenburg-Vorpommern kontrovers debattiert wird, und da gibt es durchaus sachliche Gegenargumente, gerade aus Sicht des Tierschutzes (siehe dazu meinen Beitrag „Ohne Hemmungen auf Rehwild?“). Aber statt mit journalistischem Handwerkszeug die Argumente aller Seiten zusammenzutragen, diffamiert der Verfasser kurzerhand die gesamte Jägerschaft und erklärt die Jagd zu einem blöden Männlichkeitsritual.

Warum es im Kommentar dann plötzlich um Hirsche geht, bleibt offen. Denn auch in Mecklenburg-Vorpommern ist der Hirsch nicht der Vater vom Reh.