Dieses Buch handelt nicht von Urwäldern oder Wildnis. Sondern vom „Element Holz“, wie es in Natur und Kultur vorkommt, beispielsweise als Lebensraum und Kohlenstoffspeicher oder Baustoff und Heizmaterial. Und es handelt davon, welche Bedeutung Holz für die Menschheit in vielerlei Hinsicht hat, nicht nur in ökonomischer, sondern auch in kultureller und spiritueller.
Dabei ist „Wilde Wälder“ alles andere als ein systematisches Sachbuch, vielmehr klar dem Genre des „Nature Writing“ zuzuordnen. Die Kapitel und Abschnitte sind literarische Essays, sie nehmen ihren Ausgang bei biographischen Erzählungen oder Betrachtungen hölzerner Alltagsgegenstände und führen von dort in Wälder Großbritannien und Europas, Zentralasien und Australiens. Das changiert zwischen Reportage und Abenteuergeschichte, ist unterhaltsam, lehrreich und voller sachkundiger Details. Und nicht zuletzt in einer wohlklingenden Sprache geschrieben, die heute selten geworden ist (auch in der deutschen Übersetzung).
Roger Deakin (1943-2006) war Publizist und Filmemacher mit einem Arbeitsschwerpunkt auf Natur- und Umweltthemen. Zu Lebzeiten veröffentlichte er nur ein Buch („Logbuch eines Schwimmers“), vertraute vor seinem Tod aber seinem Freund und Nachlassverwalter Robert Macfarlane mehrere unveröffentlichte Manuskripte an. „Wilde Wälder“ war eines davon. Wie Macfarlanes eigene Bücher ist es in der Reihe „Naturkunden“ in gewohnt bibliophiler Ausstattung erschienen.
Roger Deakin: Wilde Wälder, Verlag Matthes & Seitz 2018, 440 Seiten gebunden, 38,00 Euro
Neueste Kommentare