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Schlagwort: Wald

Jetzt verstehe ich die Bäume

Cover Bäume verstehen

Sachbücher für Kinder sind wohl noch schwieriger zu schreiben als solche für Erwachsene. Die Balance zwischen Inhalt und Form will ganz besonders gut durchdacht sein. Erwachsene beißen sich auch mal durch komplexe Zusammenhänge oder verzeihen langweilige Passagen, aber Kinder sind da unerbittlich: Wenn sie sich langweilen oder überfordert sind, springen sie sofort ab. 

Das wird bei dem Buch „Jetzt verstehe ich die Bäume“ nicht passieren. Autor Roland Bock ist Grundschulrektor im Unterallgäu und Dozent für Grundschulpädagogik an der Universität Augsburg. Er ist leidenschaftlicher Jäger und Naturschützer, also gleich dreifach qualifiziert. In kurzen, kindgerechten Texten und illustriert durch Fotos und Zeichnungen von Johannes Riener stellt er die 14 wichtigsten heimischen Laub- und Nadelbaumarten vor. Dabei beschränkt er sich auf das Wesentliche wie Wuchsform oder Blätter, geht aber auch auf die Nutzung, besondere Eigenschaften oder Geschichten rund um die Art ein. Rehbock Paule und Siebenschläfer Pepe führen durch die Seiten.

Zuletzt wird jede Baumart auf einen Merkbegriff reduziert, der zur Lösung des abschließenden Rätsels dient. Außerdem sind dem Buch 14 herausnehmbare Karten beigefügt, mit denen die Kinder dann in Wald oder Park gehen können, um ihr neues Wissen zu überprüfen. Der Verlag empfiehlt das Buch für Kinder ab 6 Jahren, der Test mit dem gleichaltrigen Nachbarsjungen war sehr erfolgreich.

Roland Bock: Jetzt verstehe ich die Bäume. Heimische Baumarten erkennen und bestimmen, Verlag arsEdition 3. Aufl. 2022, 48 Seiten gebunden, 15,00 Euro

Auf Rehe jagen

Cover Auf Rehe jagen

Was unterscheidet dieses Buch von den vielen anderen, die sich mit der Jagd auf unser heimisches Rehwild befassen? Es herrscht ja wahrlich kein Mangel an Titeln wie „Ansprechen und Bejagen“, „Hege und Jagd“, „Profitipps für die Praxis“ oder wahlweise auch „Praxistipps vom Profi“. Nun sind Vielfalt und Auswahl natürlich zunächst einmal erfreulich, und bei einer Jahresstrecke von mehr als 1,2 Millionen Rehen allein in Deutschland dürfen zweifellos auch ein paar Bücher mehr zum Thema Rehwildbejagung erscheinen.

Aber „Auf Rehe jagen“ verfolgt auch einen eigenen Ansatz, zumindest in dieser Deutlichkeit: Es richtet den Fokus konsequent auf wildbiologisches Know-how als Schlüssel zum jagdlichen Erfolg. Das ist wenig verwunderlich, denn der promovierte Wildbiologe und bekannte Fachautor Konstantin Börner ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Berliner Leibnitz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung und amtlich bestellter Sachverständiger für Jagd und Wildbiologie. In diesem Buch geht es erfreulich wenig um Waffen, Optik oder Trophäen.

Gegliedert ist es nach den vier Jahreszeiten. Darunter werden jeweils zuerst die wildbiologischen Fakten dargelegt, beispielsweise zu Verhalten, Nahrung oder Altersmerkmalen, und dann das Know-how für eine erfolgreiche Bejagung in dieser Jahreszeit. Diese Kapitel sind mit „Jagd & Management“ überschrieben, was schon darauf hinweist, dass der Autor eher nicht zu den Traditionalisten zählt. Begriffe wie „zügige Reduktion im Frühjahr“ (S. 24) und Aussagen wie „die meisten Jäger unternutzen ihre Rehbestände“ (S. 37) bestätigen das. Dabei schlägt sich der Autor nicht auf die Seite derjenigen, die im Rehwild nur den Waldschädling sehen. Er zeigt vielmehr Wege einer erfolgreichen Bejagung „mit Herz und Verstand“, die Wald und Wild gleichermaßen berücksichtigt. Ein sehr zeitgemäßes Buch zum Thema!

Konstantin Börner: Auf Rehe jagen. Mit Herz und Verstand, Franckh-Kosmos Verlag 2024, 160 Seiten gebunden, 28,00 Euro

Cover Die Sache mit dem Wald

1977 erschien das längst zum jagdlichen Klassiker avancierte Buch „Die Sache mit der Jagd“ von Heribert Kalchreuter. Horst Sterns legendärer Fernsehbeitrag „Bemerkungen über den Rothirsch“ hallte damals noch nach: Mit seiner Kernaussage, man müsse zum Schutz des Waldes Hirsche schießen und nicht schonen, hatte Stern die tierliebende bundesrepublikanische Fernsehöffentlichkeit am Heiligen Abend 1971 tief verunsichert. Zumal eine Tätigkeit, die zuletzt auf das Töten wildlebender Tiere angelegt ist, den romantischen Naturvorstellungen einer zunehmend urban sozialisierten Bevölkerung widersprach. Leider blieb von den „Bemerkungen“ nur das Bild eines Hirsche züchtenden Trophäenjägers in den Köpfen. Kalchreuter hielt dem ein faktenbasiertes Plädoyer für eine nachhaltige Jagd entgegen – dem aber leider nie die gleiche Aufmerksamkeit zuteil wurde.

Es ist sicher kein Zufall, dass Sven Herzog in Titel und Untertitel seines neuen Buches daran anknüpft. Vor dem Hintergrund aktueller Wald-Wild-Debatten richtet der namhafte Forstwissenschaftler den Fokus auf Schutz und Nutzung des Waldes. Er beschreibt das Verhältnis der Menschen zum Wald in Geschichte und Gegenwart einschließlich mythologischer Deutungen, zeigt Wälder als Ökosysteme und weist Wege zu ihrer nachhaltigen Bewirtschaftung. Forstwirtschaftliche Methoden und Ziele stehen ebenso auf dem Prüfstand wie Glaubenssätze im Naturschutz.

Das abschließende Kapitel stellt die Frage, ob wir eine „Waldwende“, wie sie zunehmend gefordert wird, brauchen. In Kürze: Herzog sieht keine Notwendigkeit für eine abrupte Neuausrichtung (analog zu „Energiewende“) oder gar einen Ausstieg aus der Bewirtschaftung unserer Wälder. Aber er fordert eine Kursänderung und skizziert ein Konzept von naturnaher Waldwirtschaft, in der Schutz und Nutzung vereint sind. In solchen Wäldern ist das Schalenwild keine Schädling, sondern hat wichtige ökologische Funktionen. Und die Jagd findet ihre Berechtigung, wenn auch als Schwerpunkt- und Intervalljagd und nicht als personal- und kostenintensive Ansitz-Drück-Jagd.

Sven Herzog: Die Sache mit dem Wald. Neue Perspektiven und Konzepte für unser Ökosystem, Franckh-Kosmos Verlag 2023, 352 Seiten gebunden, 28,00 Euro

Winterwald

Wer an Tiere und Pflanzen des Waldes denkt, hat wohl nicht als erstes Winterbilder im Kopf. Wahrscheinlicher sind Bilder der grünen Fülle, Bilder von Frühling und Sommer oder auch Bilder der Jagd im Herbstlaub. Aber das wird der kalten Jahreszeit nicht gerecht: Im Winter ist der Wald zwar stiller und offener, aber unbelebter ist er natürlich nicht. Die Pflanzen folgen ihren Überlebensstrategien, und gerade im weißen Gewand finden sich allenthalben Spuren der oft gar nicht so heimlichen Waldbewohner.  

Deswegen richtet Ekkehard Ophoven seinen Blick auf den Winterwald. Der Autor stammt aus einem Jägerhaushalt, ist selbst passionierter Jäger, studierte Forstwissenschaften, verantwortet seit vielen Jahren das Jagdbuch-Programm im Kosmos-Verlag und hat auch selbst das eine oder andere Fachbuch verfasst. In zwanzig Kapiteln widmet er sich den Waldbewohnern, angefangen bei Bäumen und Pilzen über Rotwild, Wildschweine und Eichhörnchen bis zu Spechten und Habichten. Darin wechseln sich stimmungsvolle oder anekdotische Erzähl-Passagen und grundlegende (wild)biologische Beschreibungen zu den jeweiligen Arten ab. Es gelingt Ophoven ausgezeichnet, die Jägersprache für Nicht-Jäger zu übersetzen, ohne dabei oberlehrerhaft oder prätentiös daherzukommen.

Auch die überwiegend naturalistischen Aquarelle der französischen Illustratorin Sandra Lefrançois fangen die Stimmung im Winterwald wunderbar ein. Gleichwohl ist das nicht nur ein Buch für lange Leseabende am Kamin. Für Menschen mit grünem Abitur bietet es zwar wenig Neues, aber eine Wissensauffrischung auf unterhaltsame Art. Für alle anderen ist es ein prima Einstieg in die Biologie des Waldes, zumal die Beschreibungen weit über die winterlichen Besonderheiten hinausgehen.

Ekkehard Ophoven: Winterwald. Begegnungen mit Tieren und Pflanzen in der stillen Jahreszeit, erschienen 2020 im Franckh-Kosmos Verlag, 256 Seiten, gebunden, 36,00 Euro

Wald

Mit den optisch und haptisch ansprechenden Bänden der Reihe NaturZeit bedient der Kosmos-Verlag die Nachfrage nach populärwissenschaftlichen Natur-Sachbüchern – gebunden in Halbleinen und gedruckt auf einem offenen, matten Ökopapier. Das macht sie zu beliebten Geschenken. In einem aktuellen Band wird der Wald in den Fokus gerückt, was angesichts des aktuellen Hypes um Waldbaden oder Waldkindergärten und vor dem Hintergrund der problematischen Situation unserer Wälder durch Trockenheit und Schädlinge wenig verwunderlich ist. Die Umweltjournalistin Adriane Lochner erzählt darin von der Beziehung zwischen Mensch und Wald und nimmt ihre Leserinnen und Leser mit auf einen Waldspaziergang durch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. 

Tatsächlich streift das Buch eine Vielzahl historischer, biologischer und wirtschaftlicher Aspekte, naturalistisch illustriert durch Zeichnungen von Paschalis Dougalis. Es geht beispielsweise um den Wald in Kunst und Mythologie, die Genese des Nachhaltigkeitsbegriffs, die Pflanzen- und Tierwelt, typische Waldformationen in Europa oder moderne Forstwirtschaft. Insgesamt zeigt sich die Autorin fachlich gut informiert und spart auch nicht mit sachlicher Kritik an dem einen oder anderen Baumflüsterer. Allerdings hangelt sie sich von einem Unterthema zum nächsten wie weiland Tarzan von Liane zu Liane. Auch wenn das durchaus gut und verständlich geschrieben ist, wäre hier weniger vielleicht mehr gewesen.

Adriane Lochner: Wald. Was er uns schenkt, wie wir ihn prägen, erschienen 2019 im Franckh-Kosmos Verlag, 208 Seiten, gebunden, 14,99 Euro

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