Umfragen des DJV zufolge begründen Jungjägerinnen und Jungjäger ihre Motivation zu jagen regelmäßig so: Naturverbundenheit, aktiver Naturschutz und Freude an der Jagd werden gern an erster Stelle genannt, gefolgt von Wildbretgewinnung, Familientradition und Hundeausbildung. Das reine, instinktbasierte Beutemachen oder die Freude an starken Trophäen werden dagegen verschwiegen oder allenfalls nachrangig erwähnt. Offensichtlich wird darin heute keine Legitimation der Jagd gesehen. Aber gibt es die überhaupt noch, im 21. Jahrhundert?
Diese Frage beschäftigt den Theologen und Philosophen Markus Moling. Die Wildtier- und Jagdethik ist einer der Forschungsschwerpunkte des Professors an der Philosophisch Theologischen Hochschule in Brixen, Südtirol. Er hat dazu bereits verschiedentlich Aufsätze und Beiträge zu Sammelbänden publiziert, nun hat er seine Überlegungen zu einer philosophisch begründeten Jagdethik auch in Buchform vorgelegt. Dass der Autor selbst nicht jagt (wohl aber ein begeisterter Hobby-Ornithologe und Wildbeobachter ist), befreit seine Arbeit vom Verdacht der Selbst-Legitimierung.
Moling bettet die Jagdethik in die zeitgenössische Umweltethik ein. Er diskutiert deren verschiedene Ansätze, darunter auch solche, die dem Menschen völlig freie Hand im Umgang mit der Schöpfung lassen („starker Anthropozentrismus“) oder die – am anderen Ende des Spektrums – das Töten von Tieren rigoros ablehnen („Pathozentrismus“). Aus dieser Diskussion entwickelt er die Position eines „moderaten Anthropozentrismus“ als Basis der Jagdethik. Demnach ist die Jagd ethisch zu begründen, wenn sie verantwortungsvoll, respektvoll, nachhaltig und weidgerecht betrieben wird. Das Buch ist alles andere als leichte Nachtlektüre, aber ein wichtiger Beitrag zum (Selbst-)Verständnis der Jägerschaft.
Markus Moling: Wie wir jagen wollen. Ethische Überlegungen im Umgang mit Wildtieren, Athesia Verlag Bozen 2021, Taschenbuch, 175 Seiten, 20,00 Euro
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