Im Jahr 2000 wurden auf dem Territorium der Bundesrepublik Deutschland die ersten Welpen gewölft. Bis dahin galt der Wolf hierzulande als ausgerottet, abgesehen von gelegentlichen Grenzgängern, die in aller Regel sofort zur Strecke gebracht wurden und kaum weitere Erwähnung fanden. Keine 20 Jahre später, im Monitoringjahr 2018/19, sind 105 Rudel bestätigt, dazu 25 Paare und 13 sesshafte Einzelwölfe. Als streng geschützte Art ohne natürliche Feinde vermehrt sich der Wolf exponentiell. Insofern ist der Titel ebenso einfach wie sachlich richtig: Er ist da.

Und der Titel ist Programm. Es ist Klaus Hackländers erklärter Anspruch, die mitunter erbittert geführte Debatte um das Ob und Wie der Wiederansiedlung des großen Raubtiers zu versachlichen. Der Inhaber des Lehrstuhls für Wildtierbiologie und Jagdwirtschaft an der Universität für Bodenkultur Wien schlägt sich weder auf die Seite der Wolfskuschler noch auf die der Dämonisierer. Er stellt und beantwortet insgesamt 40 Fragen, etwa „Was ist ein geeigneter Lebensraum für Wölfe?“, „Führt der Wolf zum Aussterben von Wildtierarten?“ oder „Was kostet der Wolf?“. Seine Antworten sind gut recherchiert und wissenschaftlich fundiert, aber sie werden nicht jedem schmecken.

Zum Beispiel die Antwort auf die Frage, ob die Jagd ein gutes Mittel ist, um Schäden an Nutztieren zu verhindern: Ja, lautet sie, aber nur dann, wenn sie sehr intensiv und ausdauernd betrieben werde. Die Geschichte zeige, dass Wölfe verschwinden, wo sie konsequent verfolgt werden. Aber solch eine Verfolgung sei in Europa nicht mehrheitsfähig und also keine Option. Eine selektive Einzelbejagung, wie sie beispielsweise in Slowenien praktiziert werde, bringe dagegen keine merklichen Effekte. Und diverse wissenschaftliche Untersuchungen bestätigten, dass Einzelabschüsse kein probates Mittel zum Schutz von Nutztieren seien, sondern möglicherweise die Probleme noch verschärfen könnten. 

Klaus Hackländer: Er ist da. Der Wolf kehrt zurück, erschienen 2020 im Ecowin-Verlag, 224 Seiten, 24,00 Euro