Die Karikatur darf fast alles. Sie darf humorvoll sein und bissig, satirisch und ironisch, bitterböse und heiter beschwingt. Sie darf uns mit ungeliebten Wahrheiten konfrontieren und Spiegel vorhalten, Klischees und Stereotype bedienen, darf sticheln und dabei durchaus auch ein wenig schmerzen – nur respektlos, verletzend oder ehrabschneidend darf sie nie sein. Karikatur ist eine hohe Kunst.
Der Arzt für Allgemeinmedizin Dr. Jörg Mangold beherrscht diese Kunst wie nur wenige. Als Tier- und Landschaftsmaler, Illustrator und Autor, Moderator und Referent wurde er vielfach geehrt und ausgezeichnet, unter anderem mit dem Kulturpreis des Deutschen Jagdschutzverbandes, dem Franz von Kobell-Preis des Landesjagdverbandes Bayern und dem Ortega-Preis für Jagdkultur.
Seine Karikaturen für die österreichische Jagdzeitschrift DER ANBLICK sind als „Der Mangold“ weithin bekannt geworden. Mehr als 140 davon hat er jetzt in einem Buch versammelt und nach den 4 Jahreszeiten geordnet. Wer „den Mangold“ nicht kennt: Jede Karikatur besteht aus einer colorierten Zeichnung und einem zweizeiligen Reim. Zum Beispiel „Hundstage“: Die Zeichnung zeigt einen Jäger mit Sonnenschirm und kaltem Fußbad, der Bock und Ricke im Weizenfeld beobachtet; sein Hund streckt rücklings alle Viere von sich. Der zugehörige Reim lautet: „Der Bock treibt sie mit viel Gefühl. Er mag es heiß, der Jäger kühl.“
Zwar kommen die Tiere meist besser weg als die Menschen. Anmutig und schlau führen sie die wohlstandsverwöhnten und eher einfältigen Jäger an der Nase herum, oder sie zeigen selbst menschlich-allzumenschliche Verhaltensweisen. Aber Tier und Mensch begegnen sich immer auf Augenhöhe. Mangold zeichnet die Jäger nicht als lächerliche Witzfiguren, sondern als liebenswerte Menschenwesen mit kleineren Schwächen, Eigenheiten und Fehlern. Seine Karikaturen sind, so sagt es der Autor selbst, „eine versteckte Liebeserklärung an die Jagd, das Wild und seine Jäger.“
Jörg Mangold, Ha-Ha-Halali, Nordwest Media 2021, 168 Seiten gebunden, 19,90 Euro
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